Lieber Luther,
wie gestern bereits geschrieben, sieht Jesus seine Mission darin, von der Wahrheit zu zeugen. Das hat er Pilatus geantwortet, als dieser ihn gefragt hat, ob er ein König sei. Das ist seinTestament. Unter der Wahrheit versteht er, unverrückbar für die Wahrheit und Wahrhaftigkeit Gottes zu stehen, seine Größe, Zuverlässigkeit und Treue zu seinem Volk. Er steht ein für seinen Vater, den allumspannenden Herrscher, den Anfang und das Ende im Wort und im Leben, den Ausgangs- und Endpunkt, den Kristallisationspunkt von allem, was vom Menschen denkbar ist. Das war sein Credo.
Lieber Luther, ich will heute weiter auf Spurensuche nach dem unverfälschten Jesus gehen, um irgendwann zum wahren Ostergeschehen durchzubrechen. Auf dem Weg dorthin gab es ja schon einige Überraschungen, auch heute, das kann ich dir schon jetzt versprechen.
Jesus Positionen sind eigentlich klar. In Gottes Reich werden diejenigen aufgenommen, die vor ihm demütig sind, ihn als den alleinigen Gott und Herrscher anerkennen. Davon habe ich gestern berichtet. Von diesem Verständnis abgeleitet, erklärt er den Jüngern, wie sie mit diesem Gott in Kontakt kommen können, indem sie beten.
Betet nicht wie die Heuchler, sagt er, die in den Gotteshäusern ((!) so steht es in der Interlinearübersetzung) und auf den öffentlichen Plätzen beten, die ihre Frömmigkeit zur öffentlichen Schau stellen. WAHRlich ich sage euch, sie habe ihren Lohn schon verspielt. Gehe zum Beten in dein innerstes Gemach, verschließe die Tür, und bete mit dem, der Sehend ist im Verborgenen. Bete und plappere nicht wie die Heiden, die meinen, ihres Wortschwalls wegen erhört zu werden. Beschränkt euch auf das Wesentliche, denn Gott weiß schon vorher, um was ihr bitten werdet (Mt 6, 5-15):
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und
vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und
vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.
Und es kommt noch ein erklärender Zusatz von enormer Wichtigkeit:
Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet,
so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet,
so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.
so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet,
so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.
Vater unser. Von Gott spricht Jesus immer als seinen Vater, er ist für ihn der Vater. Irdische Bindungen spielen für ihn geistlich keine Rolle. Ganz im Gegenteil, sie stören. An einer Stelle sagt er sogar, du musst deine Familie hassen, damit sie dich von deiner Gotteszugewandtheit nicht ablenket oder gerade deswegen (Lk 14, 25-35). Sein Vater ist Gott. Sein irdischer Vater ist, im Gegensatz zu seiner Mutter und seinen Brüdern, in der Bibel so gut wie nicht existent. Das steht jedoch auf einem anderen Blatt und sei hier dahingestellt.
Jesus sagt: Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen und werde die Welt wieder verlassen und zum Vater gehen (Joh 16, 28). Der Vater als A&O, als der Anfang und das Ende, in dem sich alles kristallisiert und klärt. Es ist nicht nur sein Vater, es ist UNSER Vater. Wir sind darin Jesus gleich: Gehe aber hin zu meinen BRÜDERN, sagt er zu Maria von Magdala, und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott (Joh 20, 17). Was Jesus von seinem Vater sagt, gilt für jeden, der Gottwahrhaftig als seinen Vater ansieht und sucht.
Dein Name werde geheiligt: Denn ich will meinen großen Namen, der vor den Heiden entheiligt ist, den ihr unter ihnen entheiligt habt, heilig machen. Und die Heiden sollen erfahren, dass ich der HERR sei, spricht der HERR HERR, wenn ich mich vor ihnen an euch erzeige, dass ich heilig bin: Ich will euch aus den Ungläubigen holen, sammeln und in euer Land, mein Reich, führen. Ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Abgöttern will ich euch reinigen (Hes, 36, 23-25).
Auf Jesus gewendet heißt das: Gott heiligt sich durch Jesus. Er zeigt den Ungläubigen durch die Zeichen, die er durch ihn bewirkt, dass er der HERR ist. Er sprengt durch ihn reines Wasser auf uns, damit auch wir rein werden und unsere Abgötterei lassen. Jesus, der Hirte, sammelt uns, um uns in Gottes Reich zu führen. Gott wirkt in Jesus, sein Name wird durch ihn geheiligt und umgekehrt wird Jesus durch das Wirken Gottes in ihm geheiligt. Uns ist gezeigt, dass in Gott und in Jesus, in beider Namen, unser Heil ist.
Wie wir Gott heiligen? Ihr werdet das Himmelreich gewinnen, auch wenn die Menschen euren Namen nicht lieben , sie euch ausschließen, schmähen und euren Namen verwerfen, weil ihr für den Namen Gottes eintretet. Freut euch an jenem Tag und hüpft. Denn euer Lohn im Himmel ist groß, nehmt auch die Propheten zum Beispiel, ihnen haben sie es genauso gemacht (Lk 6, 22-23). Tut es mir nach, scheint Jesus zu sagen, meinen Namen werden sie auch verwerfen, ich gehe voran und zeige euch, was es heißt, Gottes Namen zu heiligen.
Dein Reich komme, dein Wortreich. Es heißt, Gottes Reich komme in uns. Alles in uns trete zurück vor seinem Wort. Alles werde leer in uns, dass sein Wort in uns einfließen kann, dass es seinen Platz in uns einnehmen kann. Dein Reich komme heißt, Gott, mache Platz in mir für dich, lass dein Wort in mich einfließen. Jesus lässt alles andere in sich zurücktreten, um Gottes Wort in seiner ganzen Größe in sich Raum zu schaffen. Alles andere interessiert ihn nicht. Er sagt: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für seine Schafe (Joh 10, 11).
Beim Nachlesen, habe ich eine kleine Überraschung erlebt. Was mit lässt sein "Leben" übersetzt ist, heißt nämlich im Griechischen "psyche". Wie falsch das interpretiert wird, habe ich neulich schon geschrieben. Dein Reich komme heißt, für Jesus also: ich weiße den Schafen den Weg in den Schafstall, dafür gebe ich meine Stimme: Denn wenn er hat seine Schafe ausgelassen, geht er vor ihnen hin und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme (Joh 10, 4). Es heißt also ganz und gar nicht, wie in der Regel interpretiert und gelehrt wird, er stirbt für die Schafe, ganz im Gegenteil, es heißt, er LEBT AUSSCHLIESSLICH FÜR die Schafe, er stellt sich voll in den Dienst Gottes, in sein Wort. Er sorgt für die Schafe (= Menschen), indem er ihnen das Wort bringt, verirrte Schafe (= Ungläubige) sucht und ihnen den Weg in den Schafstall (=Gottes Reich) weißt.
Das gibt, lieber Luther, vielem einen komplett anderen Sinn als das, was gelehrt und gepredigt wird. Es liegt Jesus fern, das Opferschaf zu sein. Er ist der Hirte der vorangeht, der mit seiner Stimme die Schafe zum Wort ruft und das - und nichts anderes - als seine Lebensaufgabe versteht, der alles andere hinter dieser Berufung zurückstellt. Die vielen Hirtengleichnisse Jesu sagen nichts anderes als: Unser Vater, dein Wortreich komme, ich rufe durch dein Wort deine Schafe, sammle sie unter deinem Wort, damit dein Name durch sie geheiligt werde und sie damit Anteil an dir gewinnen.
Lieber Luther, Jesu ganzes Leben steckt im Vaterunser. Es passt nicht in einen Blog. Morgen der nächste Teil der Spurensuche nach Jesus, der Suche nach dem, für was der Name Jesu wahrhaftig steht, was seine Grundüberzeugungen waren und ob das, was über ihn gelehrt wird, in seiner Lehre eine Grundlage findet oder in vielen Teilen eine Irrlehre ist.
Herzliche Grüße
Deborrah
Deborrah
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