Lieber Luther

Lieber Luther

Sonntag, 5. April 2015

Ackermann

Lieber Luther,
was hat sich kurz vor der Verhaftung Jesu abgespielt, was an seinem Todestag und was danach? Ein großes Rätsel? Oder ist es nachträglich zum Rätsel gemacht worden? Aus diversen (Macht-) Interessen heraus? Spielt bei der ganzen Diskussion überhaupt Jesus noch eine Rolle? Wird auch nur ein Versuch gemacht, das Geschehene aus seinem Lebenswerk und –wirken heraus zu erklären? Jesus wird zum Sündenopfer für uns alle erklärt, uns mit seinem Tod von aller Sünde befreiend. Stimmt das? Ist das aus Jesu Wort wirklich zu entnehmen oder ist das hineingepredigt worden? Dazu gibt es so viel zu sagen, dass sicher nicht alles in einen Brief passt. Fangen wir also mit Teil 1 an: Was ist verheißen?
Bei Sacharja (Sach 13, 1-9) steht es am kompaktesten. Er braucht nur 9 Verse dazu. Die Übersetzungen sind, gelinde gesagt, wieder einmal schwierig bis völlig irreführend. Ich verzichte heute auf Details, weil es mir auf Sacharjas Botschaft ankommt. Die Elberfelder übersetzt scheinbar völlig zusammenhang-entleert oder man könnte auch sagen unverständig. Sie trennt sogar das "Wach auf, Schwert" in einen gesonderten Abschnitt als "Schwertlied" ab und trennt damit, was unabdingbar zusammengehört. Du, lieber Luther, machst nicht einmal einen Absatz und liegst damit, wie meistens, wieder einmal richtiger als andere. Was steht also bei Sacharja, wenn man den Übersetzungsnebel lichtet?
Zu jenem Tag wird für das Haus David und die Bewohner von Jerusalem ein frei zugänglicher Brunnen geöffnet sein, dessen Heilwasser gegen absichtliche Verfehlungen und das sich Ausscheiden vom (ewigen) Leben hilft. Der Brunnen wird aber sagen müssen: Ich bin kein Prophet, sondern ein Ackermann; denn ich habe Menschen gedient von Jugend auf. So man aber sagen wird zu ihm: Was sind das für Wunden in deinen Händen? wird er sagen: So bin ich geschlagen im Hause meiner Geliebten.
Schwert, mache dich auf über meinen Hirten und über den Mann, der mir der Nächste ist! spricht der HERR Zebaoth. Schlage den Hirten, so wird die Herde sich zerstreuen, so will ich meine Hände kehren zu den Kleinen. Der dritte Teil wird übrigbleiben. Den werde ich durchs Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert, und prüfen, wie man Gold prüft. Dieser wird dann meinen Namen anrufen, und ich will sie erhören. Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen HERR, mein Gott!
Für das Haus David und die Bewohner Jerusalems wird ein freier Zugang zu einer Quelle geöffnet sein. Was ist damit gemeint? David heißt: Geliebter, Verbinder, Vereiniger. Jerusalem heißt: Besitztum, Erbteil des Friedens, des Ganzen, des Heilen, des Unversehrten. Wenn vom Haus David die Rede ist, ist der Ort gemeint, an dem Gottes Geliebte wohnen, wenn von Jerusalem die Rede ist, ist Gottes Erbteil des Friedens gemeint, der Ort des Heilen und Unversehrten, die Stadt Davids, die Heilige Stätte, der Zufluchtsort für die Geliebten Gottes. Für die Bewohner dieses Ortes, für die Geliebten Gottes, wird sich eine Quelle öffnen. Was ist nun über diese Quelle gesagt:
Das Wasser, das aus der Quelle fließt, hilft das Ziel – Gottes Wohnung – nicht zu verfehlen, sie hilft, dass Mensch sich nicht selbst abscheidet vom Leben, vom ewigen Leben in beiderlei Leben. Der Brunnen, aus dem die Quelle fließt, ist Jesus. Es ist eine Quelle, die frei zugänglich ist für jeden. Das Wasser, das er schöpft, ist Gottes Wort. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte, spricht Gott der HERR. Ich will den Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Selig sind, die seine Gebote halten, auf dass sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt (Offb 21, 6; 8; 22, 13-14). Der Born, der Lebensquell, das Wasser, das Holz des Lebens, das die Geliebten Gottes nährt, seine Wohnstätte, ist das Wort: Und sie werden sagen: HERR, mein Gott!
Jedoch: Es ist viel falsches Volk unterwegs, falsche Predigerfalsche Propheten. Sie verkünden nicht, was aus der Quelle kommt, sie führen das Volk in die Irre. Derjenige aber, der aus dem Brunnen schöpft, der das Wort verkündet, ist kein Prophet, sondern ein Ackermann, ein einfacher Mann aus dem Volk, keiner, der hofiert wird. Jesus war ein Ackermann, keinSchriftgelehrter, kein Studierter. Einer, der das Wort gearbeitet hat. Viele Gleichnisse hat er erzählt, wie man seinen Acker richtig bestellt, vom Saatgut, vom Weizen, der Spreu, der Tenne, vom Weingarten, von den Arbeitern im Weingarten, er hat erzählt wie man auf Gottes Acker, in seinem Weinberg, sät und erntet.
Er wird sagen: Ich habe den Menschen gedient mein Leben lang. Er hat gepredigt, er hat disputiert, er hat sich gegen falsche Lehren aufgelehnt, er hat geheilt, er hat Brot und Fischverteilt, er hat gelehrt. Von Gott zu erzählen, von Gott zu zeugen, Gott den Menschen näher zu bringen, für Gott einzustehen – auch unter Einsatz seines Lebens – war sein Leben. Er war kein Prophet, er WAR, IST und WIRD Arbeiter in Gottes Acker sein: Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel. Und der Engel schrie mit großer Stimme: Schlag an mit deiner Sichel und ernte, denn die Zeit zu ernten ist gekommen, … und die Erde ward geerntet (Offb 14, 14-20): Ackermann.
Und was haben sie mit ihm gemacht? Sie haben ihn geschlagen, ans Kreuz geschlagen. Die Wunden an seinen Händen zeugen davon. Er wird sagen: So bin ich geschlagen im Haus meiner Geliebten, in der Stadt Davids, in meinem Erbteil, in Jerusalem. Sie haben den Ort des Friedens geschändet. Da, wo sie meinen, sei mein Heiliger Ort, ist mein Heiliger Ort nicht. Nun ist es offenbar. Gottes Heiliger Ort lässt sich von Menschen nicht verorten.
Sie haben den geschlagen, der mir am Nächsten ist, spricht Gott der HERR, deshalb: Schwert mache dich auf! Das Schwert steht für den Zorn Gottes über die Missetat an seinem Hirten und an dem Menschen-Mann, der ihnen als Menschen-Sohn das Wort brachte. Sein Volk wird zerstreut werden. Wenn man den Hirten schlägt, ist keiner mehr da, der die Schafe physisch hütet, keiner, der die verlorenen Schafe physisch bei der Hand nimmt, keiner, der die Hürdenrepariert, wenn sie Wind und Wetter ausgesetzt sind. Die Zäune brechen und die Schafe zersprengen sich in alle Himmelsrichtungen.
So will ich kehren meine Hand zu den Geringen, spricht Gott der HERR. "Geringe" ist übersetzt, du, lieber Luther, übersetzt gar "Kleine". Und was steht im Hebräischen – man staune: Zoar.Zoar war die Stadt, in die sich Lot geflüchtet hat! Und was ist uns damit gesagt: Die Heilige Stadt, Jerusalem, ist gefallen. Sie haben den Hirten geschlagen. Es ist zu Sodom geworden. Der Zorn Gottes wird über diese Stadt kommen wie über Sodom. Es wird nichts von dieser Stadt übrigbleiben. Aber: Es gibt einen Zufluchtsort, eine Rückzugsmöglichkeit für mein wahres Volk, für diejenigen, die ihr Wasser aus dem Brunnen des Lebens schöpfen. Wie Lot, werde ich ihnen den Weg zeigen, wenn sie auf das hören, was ich sage, wenn sie sich nicht umblicken, sondern von den Missetätern weggehen, werden sie leben. Über Sodom-Jerusalem und die Missetäter wird es aber Feuer regnen wie in Sodom: Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und GELIEBTEN Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie (Offb 20, 9).
Die Missetat liegt darin, den Hirten zu schlagen, anstatt aus seinem Mund das Wort entgegen zu nehmen. Missetäter sind nicht nur diejenigen, die dem Hirten die physischen Wunden beigebracht haben, die ihn physisch getötet haben. Missetäter sind alle, die nicht seinem Wort folgen. Das ist die Missetat, von dieser Missetat ist er geschlagen.
Das ist auch bei Jesaja gemeint (Jes 53, 2-12). Bei Jesaja steht sinngemäß das gleiche wie bei Sacharja. Jesaja spricht nicht vom Ackermann, aber genauso von dem den Menschen Dienenden, genauso vom Heiler, der das Heilwasser bringt: Fürwahr, er trug UNSERE Krankheit und lud auf sich UNSERE Schmerzen. Auch bei Jesaja ist er wie der Ackermann, ohne Macht und Ansehen, der Allergeringste und Verachtetste. Er gehört nicht zur Machtkaste, sondern zur Dienstklasse. Und dann kommt der Satz, der immer falsch interpretiert wird: Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsre Sünde willen zerschlagen. Auch bei Jesaja hat es die gleiche Bedeutung wie bei Sacharja: Er wurde und ist zerschlagen, weil wir unsere Treue zu Gott gebrochen haben und brechen, dieser bösen Tat willen. Die böse Tat ist aber, nicht dem Wort Gottes zu folgen.
Und dann kommt wieder eine Übersetzungssünde, Tendenzübersetzung könnte man auch sagen. Übersetzt ist: Die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden, heißen tut es aber: die Erziehung, unsere Erziehung, lag auf ihm zu unserem Frieden! Genauso wie bei Sacharja: der Brunnen, aus dem das Wort kommt, Jesus, der uns mit dem Wort zu Gottes Frieden führen wollte und will. Nein, Gott wollte ihn nicht schlagen, die Menschen haben ihn geschlagen und schlagen ihn noch. Durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Er ließ sich schlagen und nicht mundtot machen, er hat uns das Heil, den Frieden Gottes verkündet, trotz aller Schläge, die wir ihm zufügten und zufügen. Uns ist Heilung geworden – aber nicht alle nehmen sie an, trinken sein Heilwasser, essen sein Wort.
Deshalb sagt Sacharja wie auch Jesaja im weiteren Verlauf: Es werden nicht viele sein, die übrigbleiben. Nur der dritte Teil, so Sacharja, wird sich in Gottes Wohnung flüchten. Gott der HERR wird sie durch die brennende Stadt, durch das Feuer, aus Sodom heraus führen, wird sie prüfen und rein machen. Lot hat er einen Engel geschickt, uns Jesus. Sie werden sagen: Der HERR ist mein Gott. Und ich werde sagen: Dieser dritte Teil ist mein Volk.
Lieber Luther, Jesus WAR, IST und WIRD Ackermann sein auf dem Acker Gottes, der Heiler, der das heilsame Wort bringt. Bei Sacharja und bei Jesaja ist es vorhergesagt. Wie vorhergesagt ist es gekommen, die Prophezeiungen sind wahr geworden. Jesus hat sich immer wieder auf die Propheten berufen, er wusste warum. So wie er das Wort schöpfte, so wurde auch in ihnen Gottes Wort geschöpft. Gott braucht Sprachrohre, um sich Gehör zu verschaffen. Jesus war nicht nur sein Sprachrohr, er war der Brunnen, der Quell, aus dem Gott sein Wort sprudeln ließ, seine Heilquelle, die Quelle, aus der Gott selbst sprudelte. Er hat sich in den Dienst des Wortes gestellt. Er war kein Lastesel für unsere Sünden. Unsere Missetaten dürfen wir selbst abarbeiten, entweder indem wir aus Jesu Heilbrunnen oder aus unseren eigenen vergifteten Brunnen trinken. Wir haben die Wahl. Alle Propheten sagen es und auch Jesus.
Herzliche Grüße
Deborrah

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