Lieber Luther,
wie hat Jesus getickt? Das ist die Frage, die mich beschäftigt. Je mehr ich mich in das Wort hineinbegebe, desto mehr entdecke ich, wie schon unsere Bibelübersetzungen Interpretationen enthalten, die den Blick auf das ursprüngliche wahre Wort verdecken, weil sie theologiegeleitet sind. Es will die Religion verkauft werden, nicht das Wort, nicht Jesus. Wenn man ihn andererseits auf seinem Banner führt, ist das eine Missbrauch der Person Jesu. Ich will Jesus verstehen, das Wort, nicht die Theologen und ihre Theo-Logien, auch nicht Paulus, der eine der Wurzel des Übels ist. Wie ist Ostern, das Ostergeschehen mit Jesu Tod und Auferstehung zu verstehen? Ein Kern christlicher Lehre? Ich nähere mich anhand des Vaterunsers. Heute Teil 3:
Wie im Himmel so auf Erden. Dein Wille, o Gott, so beten wir, geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Oder, auf Erden wie im Himmel, wie du, lieber Luther übersetzt? Macht das einen Unterschied? Der Wille Gottes äußert sich im Menschen, in den Menschen, die Gottes Wort und seine Stimme hören, in der Unterwerfung unter den göttlichen Willen. Jesus hat nichts anderes getan, als Gottes Willen. Er hat Gottes Willen auf die Erde gebracht, vorgelebt. Für ihn hat gegolten: Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Jesus ist 100% Gottes Wille. Ihr sollt vollkommen sein, genau wie euer Vater im Himmel (Mt 5, 48). Die Messlatte liegt, im wahrsten Sinne des Wortes, hoch. Oder kommt das Himmelreich zu uns bzw. ist schon da?
Sollte Gott in Wahrheit auf Erden wohnen? fragt Salomon Antwort suchend im Gebet bei der Einweihung seines Tempels: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe? Wende dich zum Gebet deines Knechtes, höre das Lob und das Gebet, und wenn du es hörst, mögest du gnädig sein in deiner Wohnung im Himmel (1.Kön 8, 27-32).
Salomon sagt, höre das Lob und Gebet. Jesus sagt: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Wer da bittet, der nimmt, wer da sucht, der findet, wer da anklopft, dem wird (der Schafstall, das Himmelreich oder die Erkenntnis) aufgetan. Wenn der Sohn den Vater um Brot bittet, würde er ihm einen Stein geben? Wenn er ihn um einen Fisch bittet, würde er ihm eine Schlange geben? (Lk 11, 9-13). Jesus gibt Brot und Fisch (= Wortspeise) in Fülle, die Körbe sind immer gefüllt, wie viele auch an seinem Tisch sitzen. Wenn ihr euren Vater im Himmel bittet, wird er euch den Heiligen Geist geben, sagt er. Und dieser treibt dann das Böse aus, so dass ihr das Gute schaffen könnt.
Daran erinnert euch, sagt Jesus, wenn ihr an meinem Tisch sitzt, und Brot und Wein, Wort und Geist, zu euch nehmt. Das ist das Hochzeitsmahl des HERRN mit euch. Schreib: Glückselig, vollständig in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen, sind diejenigen, die zum Abendmahl, wörtlich: "Hochzeitsmahl" des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: dies sind WAHRHAFTIGE Worte Gottes. Und ich fiel auf die Knie und wollte ihn anbeten. Und er sprach: Tu es nicht. Ich bin dein und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben (= sein Wort hören), Mitknecht. Bete Gott an! Gott hat die Herrschaft angetreten (Offenb 19, 6-10).
Blut oder Wein, Leib oder Brot , ist Jesu Gabe an den Menschen (Mk 14, 22-24): Dankt und esst, was ich euch gegeben habe. Esst mein Wort, das aus meinem Mund gekommen ist, gedenkt der Werke, die mein Gott dienstbarer Leib gewirkt hat, der Leib, der sowohl die Wohnung Gottes ist, als auch die Wohnung des Menschen auf der Erde, der Leib, an dem Gott wirkt, und aus dem Gott wirkt. Esst meinen Leib, dass er euren Leib stärke, auf dass er ein genauso starker Leib werde wie meiner. Ein Leib, aus dem Gott wirken kann, ein Gott ausstrahlender Leib. Esst meinen Leib, ihr werdet die Kraft brauchen, esst meine Werke, damit ihr Werke ausscheidet, die wie meine Werke sind: WAHRlich, WAHRLich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater (Joh 14, 12).
Und nahm den Kelch, dankte und sprach: Dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird (Mk 14, 24). Wirklich? Und da sind wir wieder bei einer fatalen Übersetzungssünde, auf der die gesamte Sündentheologie fußt: ekcheo heißt eben nicht vergießen, sondern aus-, herausgießen.
Denn des Leibes Leben ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, dass eure Seelen damit versöhnt werden. Denn das Blut ist die Versöhnung, weil das LEBEN in ihm ist (3.Mose 17, 11). Des Leibes LEBEN, die SEELE des Fleisches (Elberfelder), ist im Blut, nicht Jesu Tod! Jesus sagt nicht, ich lasse meinen leiblichen Körper für euch massakrieren, damit ihr fein raus seid. Er spricht nicht von seinem leiblichen Körper, der interessiert ihn nicht, das ist nicht sein Thema. Er spricht von seinem geistlichen Körper. Es geht um weit Größeres, es geht um diatheke, das ist im klassischen Griechisch die Verfügung, die jemand hinsichtlich seines bevorstehenden Todes macht, eben ein Testament, so wie wir das Wort auch gebrauchen. Genau das tut Jesus hier. Er verfügt über sein Erbe. Sein Erbe ist nicht, dass er sein Blut für uns vergießt, das macht überhaupt keinen Sinn, das ist mit keiner Silbe gemeint. Sein Blutvergießen, warum auch immer, vererbt man nicht. Sein Vermögen ist, Gottes Wort in einer Person, in sich, vom Himmel auf die Erde gebracht zu haben, 100% authentisch. Da er wusste, dass er in die Höhle des Löwen gegangen ist und der Löwe ihn fressen würde, war die Frage, wie er seinen vom Geist uninspirierten Brüdern begreiflich machen könnte, wie man Gottes Wort direkt von der Quelle bezieht. Er greift auf die üblichen Bilder zurück. Deshalb sagt er, esst mich, meinen Leib, trinkt mein Blut, meinen Geist. In mir ist Gott, wenn ihr mich esst und trinkt, esst ihr den Vater.
In einem Testament vermacht man den Begünstigten das, was für einen am Kostbarsten ist. Jesu vermacht seinen Leib im Bild des Brotes zur Stärkung unserer Werke und sein Lebenselixier im Bild des Weines, den Heiligen Geist Gottes. Dass es werde wie im Himmel so auf Erden. Für Jesus war sein Leib nicht das Kostbarste was er hat, das ist absurd.
Lieber Luther, Dass es werde wie im Himmel, so auf Erden. Deshalb lädt Jesus zum Hochzeitsmahl. Wenn man diese Einladung als einen Leichenschmaus für unsere Sünden verkauft, ist das eine völlige Verfälschung dessen, was Jesus hier gefeiert hat. Jesus hat uns den Schlüssel zum Himmelreich in die Hand gegeben. Anstatt die Gebrauchsanleitung zum ewigen Leben, die Jesus hier gibt, wird Jesu Opfertod gefeiert: Für uns gegeben, zur Vergebung der Sünden. Gut gemacht, Jesus, ich bin fein raus. Das ist eine Gebrauchsanleitung zur Verfehlung des ewigen Lebens, die direkt aus der Rezeptküche des Verführers kommen könnte.
Wie kann das passieren? Wie kann man eine ganze Religion auf so einer verfälschten Lehre aufbauen? Eigentlich ist es ganz einfach zu erklären. Das Meiste fußt auf Paulus. Paulus war studierter Pharisäer und später selbsternannter Jünger. Paulus ist Saulus geblieben. Das ist nicht nur seinem persönlichen (Fehl-)Verhalten zu entnehmen, das schonungslos und doch folgenlos in den Paulusbriefen festgehalten ist. Er hat die Lehre, die er aus dem Judentum kannte, die Opferriten aus dem Alten Testament, die Tieropfer zur Sühne für die Sünden der Menschen, einfach auf Jesus angewendet und mit viel Brimborium überhöht. Aus Tieropfern wird ein Menschenopfer. Ich habe gestern davon berichtet. Dass das schon die alten Propheten als heidnisch angeprangert haben, scheint er verpasst zu haben. Zur Ablenkung schlägt er auf Mose und die Propheten ein, auf die sich Jesus ausdrücklich immer bezieht. Im Nebeln ist Paulus gut. Und so lässt er mit viel unnachvollziehbaren Setzungen und Behauptungen Jesus den Opfertod sterben, mit einer Argumentation, die wirr ist. Dass Jesus zwar von seinem Tod, aber nicht vom Opfertod gesprochen hat, stört ihn dabei nicht. Paulus geht es um seine Lehre, nicht um Jesu Lehre.
Aber wie einen guten Gott erklären, der dann seinen Sohn opfert? Das war Paulus Hauptschwierigkeit. Wirklich erklären konnte er es plausibel nicht. Er hat Spekulationen und babylonische Gedankentürme in der kompliziertesten Sprache der gesamten Bibel aufgebaut, die bis heute Potemkinsche Dörfer sind. Nach dem Motto, wird schon keiner merken. Die Masse der Hörer ist ungebildet, sie sind nicht in der Lage, die komplizierten Konstrukte und die Inkonsistenzen zu durchschauen. Immer schön wortreich mit langen Sätzen nebeln, dann begreift hoffentlich auch niemand, dass das, was ich sage, nicht wirklich einen Sinn macht, weil ich nicht wirklich eine Erklärung habe.
Lieber Luther, das hat gut geklappt. Sein Plan ist aufgegangen. Paulus hatte den Vorteil, dass er studierter Pharisäer war, gebildet. Im Gegensatz zu vieler seiner Zuhörer, die er missioniert hat. Sie waren auf das angewiesen, was er ihnen erzählt hat. Lesen konnten Wenige, Bücher gab es keine und Internet zur eigenen Meinungsbildung war noch nicht erfunden. Es viel ihm leicht, seinen Zuhörern ein X für ein U vorzumachen, und wenn sich Widerstand bildete, wie etwa in Ephesus, wurde er aggressiv. Ich habe mehrfach davon berichtet. Er hatte, durch seine vielen Briefe, die er und seine Anhänger durch die Gegend schickten, ein Auslegungsmonopol. Er kannte Jesus nicht persönlich und war gegenüber den wahren Jüngern Jesu beratungsresistent.
Später, als alle führenden Köpfe der Jesusbewegung von den Herrschenden eliminiert waren, verzettelten sie sich die Nachfolger in verschiedenste Auslegungsrichtungen. Es musste schnell (und unkritisch) gehandelt werden, um die Christliche Kirche, wie sie sich inzwischen nannte, zusammenzuhalten und auf einen verbindlicher Lehrkanon zu verpflichten. Es ging um das Überleben der christlichen Kirche als Organisation und damit um Macht und Einfluss. Paulus war mit seinen Schriften omnipräsent. Er bot sich an. Da hatte man schnell etwas bei der Hand, das man als Grundlage nehmen konnte. Arme Sünder kann man bei der Stange halten, mit viel Teufel garniert, lässt sich daraus eine Abhängigkeit von der Kirche basteln. Auf die Machtposition der kirchlichen Vorsteher hatte Paulus schon geachtet. Was von der Lehre her nicht passt und in die Suppe spuckt, wird aussortiert und kommt nicht in den Kanon. Es ist wie heute: Der Lauteste wird gehört, ob es wahrhaftig ist, was er vertritt, oder nicht. Derjenige, der das Macht- und Intrigenspiel am besten beherrscht, gewinnt. Die paulinische Lehre war ein wohlfeiles Mittel zum Zweck des christlichen Kirchenbaus. Dass sie Jesus das Wort im Mund umdreht, störte nicht, solange sie dem machtsichernden Zweck diente.
Die Konsequenzen für die heutigen Kirchen: Das müssen sie selbst entscheiden. Die Sündentheologie ist nicht umsonst die Achillesferse der christlichen Kirchen. Nicht umsonst ist so viel Böses aus ihr entstanden. Falsches kann nie Gutes hervorbringen. Ihre Lehre ist eine Irrlehre. Es ist nicht umsonst, dass die Gläubigen den Kirchen davonlaufen. Die WAHRHEIT wird sich Bahn brechen, wie lange die Vertuschungsbemühungen auch andauern. Für Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag. Seine WAHRHEIT wird sich durchsetzen.
Lieber Luther, dass es werde wie im Himmel, so auf Erden. In diese Nachfolge ruft Jesus uns. Das ist sein Vermächtnis und seine Aufforderung an uns. Das WAHRHAFTIGE Bitten und Beten ist der Schlüssel zum Heiligen Geist, Brot und Wein die Symbole hierfür. Er, das Ebenbild Gottes, hat uns alles gegeben, alles gesagt, alles übermittelt, dass wir es ihm nachtun können, dass es auf Erden werden kann, wie im Himmel. Jedoch: Der Mensch, jeder Einzelne, ist weit weg, von der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit Jesu. Das sind unsere Stolpersteine. Mehr davon morgen.
Herzliche Grüße
Deborrah
Deborrah
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen