Lieber Luther

Lieber Luther

Sonntag, 26. April 2015

Vaterunser (8) - Versuchungen

Lieber Luther,
… und führe uns nicht in Versuchung. Wie oft habe ich schon gehört, Jesus versucht nicht, das wollen wir von unserem guten Jesus nicht hören und nicht sehen. Er will nur das Beste von uns. Stimmt. Deshalb steht es auch im Vaterunser:
Und führe uns nicht in Versuchung.
Korrekt übersetzt heißt es: Und führe uns nicht in die Prüfung. Was meint das?
Das Vaterunser fasst unsere Beziehung zu Gott, deren Anfang und Ende zusammen. Mit dem Anfang, mit adama, habe ich mich schon ausführlich auseinandergesetzt. Was aber mit dem Ende? Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. Vom Ersten kommen wir, zum Letzten streben wir:
Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der die Tür öffnet und schließt: Ich kenne deine Werke. Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann. Du hast eine kleine Kraft und in dieser mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. Weil du das WORT bewahrt hast, in ihm ausgeharrt hast, werde auch ich dich vor der Prüfung bewahren, die über mein ganzes Volk kommen wird, wenn die Zeit da sein wird, um all diejenigen zu prüfen, die sich bei mir eingemietet haben. Bewahre die Treue zu mir, die du hast, damit dir niemand deinen Sieg über das Böse nehme. Wer die Versuchung überwindet, den werde ich im Hause meines Gottes zu einer Säule machen und er wird nie mehr hinausgehen. Wer ein Ohr hat, der höre (Offenb 3, 7-13).
Diese Bibelstelle entschlüsselt, was mit "und führe uns nicht in Versuchung" gemeint ist. Wenn wir beten, "und führe uns nicht in Versuchung", ist es eine Bitte, dass wir zu denen gehören, denen die Tür (zum Schafstall) geöffnet ist, dass wir zu denen gehören, an denen Gottes Prüfung vorbeigeht. Wie das geht, hat Jesus gezeigt, als er in der Wüste die Prüfung bestand. Sein ganzes Leben und auch sein grausames Sterben war eine einzige Prüfung, uns zur Anschauung, damit wir auch eine Chance haben, unsere eigene Prüfung zu bestehen. Er gibt uns Nachhilfeunterricht, in dem er als Paradebeispiel der Selbstprüfung vorangeht.
Das, was unter "Versuchung" gemeint ist, ist die versuchte Verführung durch uns selbst, die eigenen Götter, die wir über Gottes Wort stellen, unseren bösen Ego-Geister in uns, die allgegenwärtig sind und dauernd gehört werden wollen. Gemeint ist die Prüfung, wie weit wir ihnen widerstehen können, auch unter schlechten Bedingungen und in Nöten, auch wenn sie Quälgeister sind.
Die Geschichte von Hiob ist ein weiteres Anschauungsbeispiel, an dem wir lernen können. Hiob ist der ganzen Welt der Versuchungen ausgesetzt. Aber er bewahrt durch alle Versuchungen, durch allen Hader hindurch, Gottes Wort, bis er durch die Versuchung des eigenen Elendes hindurch, zur Demut gefunden hat. Er stellt sich der Auseinandersetzung seines Inneren mit Gott. Er spürt, dass das Böse in ihm die Oberhand gewinnen will. Das eigene Elend ist unser größter Versucher. Das Wieso Gott? Das: Wenn du nicht so willst wie ich, will ich dich nicht. Genau da entscheidet sich, ob wir auf Gott beharren, auch wenn das Leben sich wie Ausharren anfühlt.
Der Satan beschreibt in der Hiobsgeschichte die Verführung: Haut für Haut, und alles, was ein Mensch hat, lässt er für sein Leben (Hiob 2, 4). Genau das ist die Nagelprobe, um die es geht: Nicht das verführte, irdische, fleischlich-menschlich getriebene Leben, das in den Tod führt, zu leben, sondern das wahre, Gottes Wort getriebene, nicht menschlich fehlgeleitete Leben. Die Versuchung ist, im Leben das vermeintliche Leben über den Tod zu stellen und sich dadurch vom wahren Leben zu trennen und den Tod einzuhandeln. Die Verführung ist, dem inneren Verführer des Augenblickes nachzugeben, einen falschen Wechsel auf die Zukunft einzugehen.
Der Satan ist in uns, ist unser verführter Blick auf die Dinge. Deshalb herrscht Jesus Petrus an: Gehe hinter mich, DU SATAN. Das hat Jesus nicht nur so dahin gesagt, das hat er so gemeint. DU Petrus, DU Mensch, DU SATAN. Du meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich ist. Du denkst, mein Fleisch ist mein Leben und willst mich dazu verführen, dass ich genauso denke und handle, dass ich jetzt, wo es um meine Haut geht, von Gott abrücke, um mein menschliches Fell zu retten. Du willst mich Gott veruntreuen. DU SATAN (Mt 16, 23). Nicht nur Petrus, wir alle sind angesprochen und aufgefordert: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst.
Uns zur Anschauung und zur Lehre treibt Jesus auch böse Geister offenbar aus. Er setzt damit ein sichtbares Zeichen für uns: Die bösen Geister sind in euch, aber ihr könnt sie loswerden, ich habe die Macht, sie auszutreiben, das Wort ist die Macht, die sie austreibt (Mk 3, 22-28). Das Böse bekämpft das Böse nicht, man muss es selbst bekämpfen, an die Kette legen. Selbstdisziplin ist gefragt, nicht Selbstgefälligkeit. Man kann diese Selbstverantwortung nicht auf Gott abwälzen. Wenn wir den Stein von unserem Grab gewälzt sehen wollen, müssen auch wir den Treuebund halten, das heißt, wir müssen einen Beitrag leisten. Er wälzt sich nicht wie aus Zauberhand selbst weg. Gott ist kein Zauberer. Er hat den Menschen nicht nur als Empfänger seiner Wohltaten geschaffen. Auch wenn es gern so gepredigt wird und so bequem ist, es steht so nicht in der Bibel. Die Verantwortung für einen Selbst auf Gott abzuschieben, eigene Verantwortungslosigkeit führt in dem Fall zur Verantwortungslosigkeit anderen gegenüber.
Lieber Luther: Weil DU das WORT BEWAHRT hast. Nur dieser Weg erspart uns den Weg durch die Abschluss-Prüfung. Und wenn wir beten, führe uns nicht in Versuchung, heißt das: HERR, lass mich stark sein, damit ich dem inneren Versucher widerstehen kann. Der Versuchung und der Verführung ist der Mensch von Anfang an und immer ausgesetzt. Sie ist dem Menschen immanent, da er eben mit einem eigenen Willen ausgestattet ist. Dieser verführt ihn, sich zu wichtig und Gott für zu unwichtig zu halten.
Aber, lieber Luther, auch das ist in der Offenbarung nachzulesen: Es ist ein Treuepakt. Wenn wir wie Hiob durch das Böse in uns hindurchgehen, ohne Gott untreu zu werden, ist Gott auch uns treu. Wenn wir sein Wort bewahren und in uns tragen, auch in unserer Dunkelheit, trägt auch er uns durch unsere Dunkelheit, steht zu seinem Bund und seinem Wort zu uns. Nicht untreu zu werden, nicht abzufallen, ihn zu bewahren, ohne Wenn und Aber, das ist die Prüfung. Auch der Verführung nicht zu verfallen, Jesus hätte durch seinen Tod alles für uns gerichtet, uns von jeder Verpflichtung freigesprochen, ist eine Prüfung. Die Prüfung anzunehmen und nicht wegzulaufen vor lauter Prüfungsangst, ist eine Prüfung. Nicht Gott in die Schuhe zu schieben – "du (böser) Gott, führe mich ja nicht in Versuchung" – man sieht den erhobenen Zeigefinger förmlich, ist eine Prüfung. Anzunehmen, dass wir uns selbst prüfen müssen, um zu lernen, um zu wachsen, damit wir erfahren, was verheißen ist: Ich werde dich vor der Endprüfung bewahren.
Der Mensch ist Gott gegenüber gern ein fauler Arbeiter. Manche stecken den Kopf in den Sand, bereiten sich nicht vor oder treten nicht einmal zur Prüfung an. Wer sich nicht freiwillig selbst der Prüfung stellt, hat keine Chance, sich zu verbessern. Unvorbereitet steht man dann vor dem göttlichen Prüfstand. Da hilft auch nicht, noch so oft: Und führe mich nicht in Versuchung, zu beten. Vorbereitung, Tat, Handeln ist anempfohlen, damit wir nicht Nachsitzen müssen und am Ende nicht durch die Prüfung fallen. Dafür hat Jesus unermüdlich geworben. Faulheit vor Gott hat er nicht gekannt.
So beten wir, lieber Luther:
HERR, lass mich nicht davonschleichen, weil ich es gern bequem habe.
HERR, mach mich stark, wappne mich gegen alle Versuche, mich von Dir abzubringen.
HERR, lass mich den Weg durch Deine offene Tür wählen, auch wenn er durchs Dunkel führt.
Amen.
Herzliche Grüße
Deborrah

Sonntag, 19. April 2015

Vaterunser (7) - Schulden (3)

Lieber Luther,
seit ein paar Wochen und Blogs schon beschäftige ich mich mit dem Vaterunser und bin hängengeblieben beim:
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Das Thema ist voller Missverständnisse. Seit wir von Gott wissen, vergibt er uns unsere Missetaten. Bis auf Jesus hat jeder Grund zu sagen: Vater, vergib mir meine Schuld. Zu sehr lassen wir uns ablenken und unsere Aufmerksamkeit von Gott weglenken, denken in unseren rein menschlichen Kategorien, die für Jesus eine Kategorie ohne Bedeutung war. Jesus ist voll auf Gott fokussiert. Jesus dreht die Sichtrichtung wieder um. Er predigt, man muss Vater und Mutter verlassen, Jedermann auf Erden, und zum Vater, zum Lebensspender zurückkehren. Mit Jesus schließt sich der Kreis, ist die Richtung zum Leben wieder in ihren Ursprung zurückgedreht, im Wort und im Tun. Jesus ist der Wendepunkt, der uns wieder auf Gott zurückverweist, uns neu verpflichtet, im neuen Bund.
Und vergib uns unsere Schuld. Allzugern hätten wir, dass Gott uns vergibt, was immer wir tun. Lehrt Jesus dies? Was vergibt Gott? Was ist das Essentielle, das es dabei zu verstehen gibt.
Erzählt wird in Lk 7, 36-39 (Mt 26, 7-13; Mk 14, 3-9; Joh 12, 3-9) von der "Sünderin", d.h. von einer, die das Ziel – Gott – bisher verfehlt hat. Jesus weilt im Haus eines Pharisäers und liegt da zu Tisch, wie es in besseren Kreisen, nach römischer Sitte, üblich war. Die Frau hatte sich ganz auf Jesus ausgerichtet. Er war ihr Ziel, um ihn zu erreichen durchbrach sie alle Schranken, ging einfach zu Jesus hin, inmitten dieser Männerrunde. Sie hatte alles, was sie hatte, in sehr teures wohlriechendes Salböl, Nardenöl, investiert. Es kostete etwa den Jahreslohn eines Arbeiters. Sie kniete sich zu seinen Füßen nieder, weinend, sich ihrer ganzen Unzulänglichkeit und Verlorenheit bewusst, ließ ihre Tränen, das Salz ihres Schmerzes, ungehemmt auf seine Füße rinnen, als habe sich eine Schleuse geöffnet. Sie badete Jesu Füße in ihren Tränen der inneren Not, trocknete sie mit ihrem Haar und küsste sie zärtlich, ihr ganzes Inneres aufbietend. Dann salbte sie seine Füße mit kostbarem Salböl, zum äußeren Zeichen, auf wen sie ihre ganze Hoffnung und ihr völliges Vertrauen geworfen hat.
Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan (Ps 8, 7). Still, versunken, ohne ein Wort zu sagen, ohne für sich zu bitten. Jedes Wort zu viel, er sieht in jedes Herz.
Die Frau hat Jesus angerührt, aber nicht seinen Gastgeber. Ein "Wie kann er nur", lag auf seinem Gesicht. Wenn dieser ein Vorher-Sager wäre, würde er erkennen, was das für eine Frau ist, wieso sie seine Füße küsst. Die Verachtung lag in seinen Zügen. Wie kann er sich nur von so einer anfassen lassen. Jesus bleibt diese Reaktion nicht verborgen und so antwortet er mit einem Bild:
Wenn einer zwei Schuldner hat, der eine schuldet ihm 500 Groschen, der andere 50. Beide können die Schuld nicht begleichen, so schenkt der Gläubiger beiden den Schuldbetrag. Wer von den beiden, fragt Jesus, wird den Gläubiger am meisten lieben? Derjenige, sagt der Pharisäer, dem er am meisten geschenkt hat. Ebenso ist es mit der Frau, sagt Jesus:
Als ich in dein Haus kam, hast du mir Wasser für meine Füße gegeben? Diese Frau hat meine Füße mit ihren Tränen unter Wasser gesetzt und sie dann mit ihrem Haar getrocknet. Hast du mir einen Bruderkuss gegeben, als ich kam? Diese Frau küsst meine Füße unablässig, seit ich hier bin. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber meine Füße mit unverfälschtem, echten, wohlriechendem Salböl. Deshalb sage ich: Ihre Verfehlungen sind ihr vergeben, denn Sie hat mir viel Liebe entgegen gebracht, sie hat alles, was sie hat, ihre ganze Liebe mir gegeben. Wieviel Liebe aber habe ich von dir bekommen? Sie hat mir, um im Bild zu bleiben, für 500 Groschen Liebe entgegengebracht, du aber höchstens für 50:
Wer mich, und in mir den himmlischen Vater, viel liebt, dem wird viel vergeben, wem aber wenig vergeben wird, der liebt mich und ihn, im Umkehrschluss, wenig. Und zu der Frau sagte er: Dein Glaube hat dich gerettet.
Wer Jesus, und mit ihm Gott, den Vater, wenig liebt, dem wird wenig vergeben, wer ihn aber viel liebt, dem wird viel vergeben. Das heißt also: Mensch, du musst etwas dazu tun. Du hast das Maß deiner Vergebung in der eigenen Hand. Schuldner im Glauben seid ihr alle, aber, der eine mehr und der andere weniger. Jesus, Gott wiegt am Ende ab.
Jesus sagt, wenn ihr betet, so vergebt den anderen Menschen ihre Fehler, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber nicht vergebt, wird euch euer Vater, der im Himmel ist, auch nicht vergeben. Diese Botschaft gehört zum richtigen Beten und steht gleich im Anschluss an den Text des Vaterunsers (Mt 6, 14-15.). Bevor du dich mir zuwendest, wende dich demjenigen zu, dem du etwas zu vergeben hast (Mt 23, 23-24). Das ist der Teil, den ihr tun könnt und müsst.
Wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht. Der Knecht bleibt aber nicht ewig im Haus, der Sohn wohl. Deshalb überlegt euch, wem ihr anhängt. Folgt nicht den Missetaten, folgt meinem Wort. Ich mache euch frei, meinem Wort zu folgen, ihr seid in Wahrheit frei, mir zu folgen (Joh 8, 34-36). Es ist eure Entscheidung, euer Wille.
Jesus lehrt, was schon in der Alten Schrift gelehrt wurde: Es wird den Gottlosen ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf fallen (Jer 30, 23). Denen aber, die nach ihres Herzens Abgründen und Missetaten wandeln, will ich ihr Tun auf ihren Kopf werfen, spricht der Herr HERR (Hes 11, 21). Ihre Frevel werden auf ihre Scheitel fallen (Ps 7, 17). Das steht sehr häufig im Alten Testament.
Das ist schon am Anfang der Schrift erklärt: Wer Kain schlägt, wird 7mal gerächt, wer aber den Überwinder schlägt, 77mal. Jesus nimmt dieses Wort wieder auf.
Petrus fragt Jesus, wie oft man einem Bruder, der sich an einem versündigt, vergeben muss. Nicht 7mal, sagt Jesus, sondern 70 x 7 mal. Und wieder erklärt er, was er mit Schuld meint, mit Schulden. Ein Schuldner hatte 10.000 Pfund Schulden. Der König (= Gläubiger) verlangte von ihm, sich mit Frau und Kind in seine Knechtschaft zu verkaufen, damit er bezahlen könne. Der Gläubiger kniete nieder, betete den König an und bat um Geduld: Ich bezahle schon noch. Da hatte der König Mitleid und entließ ihn aus der Knechtschaft. Und was tat der Schuldner dann? Er hatte auch einen Schuldner, der ihm nur 100 Groschen schuldete. Dieser bat ihn ebenso, hab Geduld, ich will schon noch zahlen. Er ließ sich aber nicht von der Not des Schuldners berühren und warf seinen Schuldner ins Schuldengefängnis. Da wurde sein Herr sehr zornig und bestellte ihn zum Rapport: Mich bittest du, dir die Schulden zu erlassen, aber mit deinem Mitknecht hast du kein Erbarmen? So überantwortete er ihn dem Gericht, bis er alles bezahlt hat: Also wird euch mein himmlischer Vater auch tun, so ihr nicht vergebt von eurem Herzen, ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler (Mt 18, 21-35).
WIE AUCH WIR vergeben unsern Schuldigern. Es kommt auf das WIE WIR an, das steht nicht umsonst im Vaterunser und ist folglich auch so zu lesen: Wie wir unseren Gläubigern ihre Schulden erlassen, so wird Gott uns auch unsere Schulden erlassen. Für unsere Menschenhändel sind wir aber selbst zuständig, nicht Gott. Bei Gott kommt es nur auf unsere Schulden ihm gegenüber an (Mt 18, 15-18):
Was ihr auf Erden bindet, das soll auch im Himmel gebunden sein, was ihr auf Erden löst, soll auch im Himmel los sein. Das heißt: Sündigt ein Bruder an dir, dann löse das auf Erden auf, schleif es nicht zu mir hinauf. Führe ihn auf den richtigen Weg. Wenn es dir gelingt, hast du einen Bruder gewonnen. Wenn er nicht hört, mach einen weiteren Versuch, zieh weitere Berufene hinzu, vielleicht gelingt es ihnen, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Wenn er weiterhin auf seinem Irrweg beharrt, so behandle ihn wie einen Gottlosen. Wenn ihr es nicht auf Erden schafft, auf den rechten Weg zu kommen, dann habt ihr diese Last noch auf eurem Rücken, wenn ihr dereinst vor mir erscheint. Die Schuld, die ihr auf Erden auf euch bindet und nicht löst, wird auch im Himmel noch auf euch gebunden sein.
Das Gebot der Nächstenliebe (Mt 22, 34-40) heißt also nicht, heiße alles, was dein Nächster tut, gut. Es heißt das Gegenteil. Es heißt, versuche alles, um deinen Nächsten zu Gott zu bringen, das allein zählt. Das vornehmste Gebot ist: Du sollst lieben Gott, deinen HERRN, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Das andere aber ist dem GLEICH: Du sollst deinen Nächsten lieben WIE dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz "und die Propheten". Es ist eine analoge Gleichung zum Vaterunser. Es gilt Gott zu lieben, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Wie ich alles tue, Gottes Wort, Jesu Wort, zu folgen, so soll ich auch alles tun, damit mein Nächster Gott folgt. Wie Jesus das mit dem sündigen Bruder erklärt hat. Das Gebot der Nächstenliebe ist dem Gebot der Gottesliebe GLEICH. Es sagt ein und dasselbe aus. Es geht rein um die Gottesliebe, in keinerlei Sinn um die Liebe unter Menschen. Das ist ein völliges Missverstehen dessen, was Jesus lehrt, was vor Gott zählt.
Lieber Luther, der Mensch denkt immer von sich aus, denkt, er sei der Kosmos, um den sich alles dreht. Jesus hat die Sichtweise verrückt, der Mensch, die Lehre, verrückt Jesu Lehre, wieder weg von Gott, hin zum Menschen, vermenschlicht das Göttliche, damit er im Zentrum bleiben kann. Er macht sich damit zum Abgott, und seine Religion zur Abgötterei. So klar muss man das sehen.
Herzliche Grüße
Deborrah

Montag, 13. April 2015

Vaterunser (6) - Und vergib JEDERMANNs Schuld (2)

Lieber Luther,
die Entdeckung der Bildlichkeit in 1.Mose 4, 17-25, von der ich dir gestern geschrieben habe, hat mich nicht ruhen lassen. Das was da erzählt ist, hat schon eine Vorgeschichte. Also muss ich auch die Vorgeschichte mit neuen Augen betrachten. Mein Thema gerade, das Vaterunser,
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsren Schuldigern,
hat ihre Wurzeln ganz am Anfang. Wir müssen also noch einen Schritt zurück gehen.
Ich habe mich schon verschiedentlich mit der Schöpfungsgeschichte, mit Teilen daraus, beschäftigt. Man spricht von der 1. Schöpfungsgeschichte (den 7 Tagen an denen Gott die Welt erschuf) und der 2. Schöpfungsgeschichte, die Paradiesgeschichte. Gestern ist mir aufgegangen, dass das nicht 1. und 2. Schöpfungsgeschichte ist, sondern EINE Schöpfungsgeschichte, bis man anfängt auf der Erde den Namen des HERRN zu predigen.
Gott erschuf Himmel und Erde und auf der Erde war es finster (1.Mose 1). Gott bringt nach und nach, an jedem neuen Tag, durch sein WORT (.. und Gott sprach..), durch seine Stimme, erst sein Licht, dann LEBEN in die Welt. Es interessiert mich heute eigentlich nur der rote Faden, rund um die Erschaffung des Menschen und die ganze damit verbundene Dramatik, für beide, Gott und Mensch, und was es da anders zu lesen gilt, als bisher.
Am sechsten Tag sagte Gott: Lass uns adama machen, Ackerboden, fruchtbaren Boden, Menschen Söhne (das Wort adama wird so in der Bibel auch gebraucht), die mir gleich sind, mir zum Bilde. Er sagt, lass den Erdboden fruchtbar für mich werden. Er macht sich im Menschen die Erde untertan und macht sich damit zum Herrscher über die Erde.
Er erschuf sein Bild, und jetzt muss man genau sei, männlich, eigentlich männliches Tier, als Widder (d.h. männliches SCHAF) und weiblich, vom hebräischen Wortstamm her, aber als Festsetzer, Bestimmer, einen der das Sagen hat auf Erden. Er sagt, herrscht über alle Tiere, stampft das Gewürm nieder, tretet die Kelter. Gott hat den Menschen mit einem Auftrag versehen: Tretet alles Gewürm (= Schlangen) nieder und richtet über sie (tretet die Kelter), seid der HERRscher. Gott in Menschenhülle.
Aber adama, der Erdboden, will bearbeitet sein, sonst ist er nicht fruchtbar. Um ein fruchtbarer Arbeiter auf Gottes Acker zu werden, bedarf es Gottes Atemhauch. Gott hat den Menschen wie sich geschaffen, ihm also auch einen Willen gegeben. So haucht er seinem Schaf und Bestimmer seinen LEBENshauch, seinen Geist ein, damit der Mensch auch fruchtbar für ihn wird, weiß, wie und was er zu bestimmen hat . Der Mensch ist aus Staub gemacht. Es kann kostbarer Goldstaub sein, aber auch lose Erde, Schutt. Alles ist dabei (1.Mose 2):
Gott macht den Menschen durch seinen Atemhauch zu einem selbst atmenden Menschen, einem der eigenen Atem schöpft, zu einem selbständigen Menschen, der eigenes Verlangen, eigene Wünsche und – einen eigenen Willen hat. Das ist, was mit "lebende" Seele, gemeint ist, eine die nicht tot ist, nicht krank, Gottes Atemhauch in sich spürt, der Mensch ausgerichtet auf Gott. Auch ein Leichnam, der tote Körper, hat napas. Erst der Atemhauch Gottes macht ihn zu einem (ewig) lebenden LEBEN. Gottes Schöpfung birgt beide Möglichkeiten: das Leben und den Tod.
Gott weiß um die Zwiespältigkeit dieses von ihm geschaffenen Menschen. Es ist einzwiespältiges Schwert von Anfang an. Die vom lebenden Gottesmenschen beseelte Erde wird zum Garten, in dem alles gedeiht und jeder in Frieden miteinander lebt. Im Mittelpunkt, das Zentrum, ist das LEBEN, der Baum des Lebens. Es gibt keinen Tod. Aber, daneben steht der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, des Negativen.
Gott warnt den Menschen. Höre auf mich, du darfst von allen Früchten des Gartens essen, aber nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Gott erkennt: Es ist nicht gut, wenn adam, der Gottesmensch, so auf sich allein gestellt ist. Ich muss ihm rettend beistehen, einen schicken, der Gott bei ihm anzeigt, damit er ihn hört, damit er adam bleibt, der aus dem fruchtbaren Boden kommt. Deshalb steht im Hüter-Psalm: Meine Hilfe kommt von dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat (Ps 121, 2). Adam hat für alles Namen gefunden, aber für sein Gegenüber, für den, der sich in seinem NAMEN offenbart, hat er keinen Namen gefunden. Adam findet keinen Namen für seinen Schöpfer, in dem er sich offenbaren kann.
Gott lässt Adam einschlafen und baut auf einen neuen Menschen, den Jemand, der auch mit weniger auskommt. Gott nimmt – übersetzt ist falsch "Rippe" - zela vom Gottesmenschen, er nimmt eine Seite (Jesus wird am Kreuz eine Seite aufgeschlitzt), einen tragenden Balken, eine Lehne und erbaut den Jeder-Mann, den is, was auch "jeder" heißt, und in der weiblichen Form "jede", Mann und Männin ist übersetzt. Gott baut einen "Jeder", der nur ein Teil vom Gottesmenschen ist. Die Stelle der (ewig) tragenden Säule des Gottesmenschen (der falsch übersetzten Rippe), nimmt jetzt das Fleisch ein, die Vergänglichkeit.
Adam erkennt das nicht. Als Gott ihm den neu geschaffenen, reduzierten Jedermann bringt, ist er hocherfreut. Der Jedermann erhebt zum ersten Mal seine Stimme. Zum ersten Mal macht mich dieser Schritt stark, sagt er. Der Wortstamm von "Gebein" ist azam, stark sein. Von MEINEM Gebein, von MEINER Stärke ist er, der Jedermann, gekommen. Der Gottesmensch ist zu einem Jedermann geworden, der seine Stärke in sich selbst sucht, nicht im HERRN, seinem Schöpfer.
Deshalb ist es auch nur logisch, was dann kommt: Deshalb wird der Jeder Vater und Mutter, den Lebenserzeuger und die Lebensspenderin, lassen, sich anderen Jedermanns anschließen und mit ihnen zu einem Fleisch werden, das heißt gemeinsam zu einem Vergänglichen werden. Hier wird nicht, wie fälschlicherweise gelehrt wird, die Ehe gestiftet, sondern ganz im Gegenteil der Ehebruch mit Gott beschrieben. Der Mensch vertraut auf sich selbst anstatt auf Gott. Der Mensch entblößt sich vor Gott, erkennt aber gar nicht dass er sich entblößt hat und schämt sich deshalb nicht. Noch hat er kein Bewusstsein von Gut und Böse.
Das kommt aber im Weiteren (1.Mose 3). Der Mensch hört nicht, die Begierde, das Verlangen, der eigene Wille ist lauter als die Stimme des Schöpfers. Der Mensch macht sie zum Herr über die Schöpfung aus eigenem Willen, aus Eigenwillen. Er hat sich von Gott, seinem HERRN, abgewandt, der Verführung nachgegeben, macht sich zum eigenen Herrn, hört nicht von Anfang an. Die Jedermann-Frau, Eva, wird zur neuen Lebensspenderin, ersetzt den Urquell allen Lebens. Die Schuldfrage wird – wie es bei Jedermanns so ist – hin und hergeschoben: Ich war es nicht, es war der andere: Adam schiebt es auf Eva, Eva auf die Schlange. Keiner will es gewesen sein. So ist es auch heute noch. Aber Gott sieht tiefer. Er weist die Jedermanns aus dem Paradies, aus der Sorgenfreiheit. Der Mensch hat nicht gehört und muss die Konsequenz tragen, er erkennt und tut Gutes und Böses.
Gott verlässt den Menschen aber nicht, er begleitet ihn auch in seinem sorgenvollen und beschwerlichen Leben (1.Mose 4). Jedermann hat auch einen Teil von Adam, dem Gottesmenschen. Eva gebiert einen Jedermann, sie sagt: Ich habe einen Jederman (is) erworben mit dem HERRN. Sie hat nicht nur das Böse erkannt, als sie vom Baum der Erkenntnis des Bösen und Guten gegessen hat, sondern auch das Gute. Damit wird sie auch zur Hilfe für den HERRN, seinen NAMEN zu bewahren. Der Bruder des Erworbenen heißt "Atemhauch Gottes". Der eine wird Ackerbauer, der andere Schafhirte. Beides sind Arbeiter im Dienst Gottes. Bilder, die von nun an das dem HERRN-Dienen beschreiben. Jesus greift sie immer wieder in seinen Gleichnissen auf.
Aber der Mensch hat aus Begierde das Böse in sich entfacht. Selbst diejenigen, die auf Gottes Acker arbeiten und seine Schafe hüten, bleiben davon nicht verschont. Gott scheint Abel, den Atemhauch Gottes, den Schafhirten, vorzuziehen. Das äußere Opferzeichen zählt für Kain, der Rauch, der zum Himmel steigt oder nicht. Er lässt sich von der Äußerlichkeit verführen. Gott sagt: Wieso bist du zornig und missgünstig? Wieso fällst du? Es gibt keinen Grund. Sei unbesorgt. Wenn, was du tust, gut ist, erhebt es sich zu mir, unabhängig von äußeren Zeichen. Wenn du aber nicht recht tust, bietest du der Verfehlung ein Einfallstor. Darauf wartet der Verführer, die Schlange, nur, du sollst aber über sie herrschen. Das ist dein Auftrag. Jedoch, der Mensch hört nicht auf Gott, er hört auf den Verführer und so erschlägt Kain den Atemhauch Gottes, seine Stimme buchstäblich.
Kain will vor Gott seine Verfehlung vertuschen, aber vor Gott kann man nichts vertuschen. Gott vertreibt ihn von seinem Ackerboden. Er kann kein Arbeiter mehr in seinem Acker sein. Er hat Gottes Acker entheiligt, er hat nicht gehört, er hat sich widersetzt. Der Acker gibt ihm hinfort keine Kraft mehr, unstet und flüchtig sollst du – gottloser Mensch – sein. Kain fürchtet mehr die anderen Menschen als Gott, sie werden mich erschlagen, da ich eine weitere Last auf sie gebracht habe. Gott setzt sein Friedenszeichen als Mal auf Kains Stirn: Nein, kein Jedermann soll Hand an einen anderen Jedermann setzen, egal, was er getan hat, das würde sich 7fach für ihn rächen. Gott will kein Blutvergießen, das Leben steht für ihn im Mittelpunkt, nicht der Tod und nicht die Rache. Jede Rache ist für ihn ein Vergehen gegen ihn, gegen seinen Willen. Deshalb hat er sie so unter Strafe gestellt. So ging Kain weg vom angesicht des HERRN, bestraft und beschützt in der Bestrafung, und wohnte fortan im Land Nod, in der Heimatlosigkeit, im Elend, östlich von Eden, östlich von Gottes Sorglosigkeit.
Lieber Luther, wie es weitergeht, habe ich gestern schon geschrieben, über die Nachkommenschaft Kains. Die Geschichte von Kain und Abel liest sich wie ein zweiter Sündenfall. Immer die gleichen Verfehlungen, der Mensch hört nicht auf Gottes Wort, gibt Verführung und Begierde nach und klagt dann, wenn er sich im Land Nod wiederfindet.
Aber auch das ist die Botschaft: Gott gibt immer eine neue Chance. Wenn man weiter liest, gibt er auch der Nachkommenschaft Kains wiederum eine Chance, bei ihm Ackerbauer oder Hirte zu werden. So geht es weiter,die ganze Bibel hindurch. Der Mensch fehlt aber immer am eigenen Willen, an seiner Gehörlosigkeit, und Gott gibt ihm immer eine neue Chance. Er lässt den Menschen nicht. Bis hin zu Jesus. Jesus ist der Erste, der wieder zum Gottmenschen wird, zum Menschensohn, zum Ebenbild. Der Erste, der es schafft, nicht zu fehlen. Noch nicht einmal Adam hat das geschafft.
Und vergib uns unsere Schuld! Das muss ich nun, lieber Luther, alles erst einmal sacken lassen.
Herzliche Grüße
Deborrah

Sonntag, 12. April 2015

Vaterunser (5) - Und vergib uns unsere Schuld (1)

Lieber Luther,
zum nächsten Teil des Vaterunsers:
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
musste ich einen langen Anlauf nehmen, neu Kraft schöpfen. Schon der erste Teil des Vaterunsers fordert viel, überfordert uns oft. 
Der Anlauf geht ganz zurück, ganz an den Anfang der Schrift. Adam und Eva haben sich gegen Gott versündigt, ihr Nachkomme, Kain, gegen seinen Bruder. Er hat ihn erschlagen, aus Eifersucht: Du Gott, wieso bevorzugst du ihn und nicht mich? War bei Adam und Eva das Böse, das Trennende zwischen Gott und den Menschen, geboren, war es bei Kain und Abel das Böse zwischen Brüdern. Der eine erschlägt den anderen, weil er haben will, was dieser hat, weil er missgünstig ist, eifersüchtig, machtgierig. Damit war das zwiefältig Böse in der Welt: Das Böse gegen Gott und das Böse gegen den Bruder. Kain, der Erworbene, der im Besitz Gottes war, hat seinen Bruder Abel, den Atemhauch Gottes, erschlagen. Wie atmen, ohne Atemhauch? Das ist die Frage bis heute.
1.Mose 4, 17- 25: Kain, der Erworbene, baute eine Stadt und benannte sie nach seinem Erstgeborenen Henoch, dem Eingeweihten. Ihm wurde Irad geboren, die bleibende und ewige Stadt. Irad heißt auch Eselsfüllen. Die ewige Stadt wird auf einem Eselsfüllen. Irad, der ewigen Stadt, wurde Mehujael geboren, der Lebensspender, die Lebensquelle in Gott. Ihm wurde Methuschael geboren, der Mann Gottes. Methuschael zeugte Lamech, den machtvollen Krieger, den Überwinder, der Überwinder wird durch die Lebensquelle. Lamech nahm zwei Frauen: Ada, die Geschmückte, die Schöne, und Zilla, den Schatten, den Schutz im Schatten. Der Mensch kann nicht immer in der Sonne gehen. Ada gebar Jabal, den Wanderer, der Vater derer wurde, die in Zelten wohnen, Zelte, die Unterkunft der Hirten. Zilla gebar Tubal-Kain, den Erworbenen, der zurückgekehrt ist, den Vater all derer, die Kupfer und Eisen schmieden. Er hatte eine Schwester, die hieß Naama, die Schöne, die Liebliche, die Freundliche.
Lamech, der Überwinder, sprach zu seinen Frauen, dem Morgen und dem Schatten, hört auf meine Rede! FürWAHR, ich habe den Starken erschlagen, der mir Wunden zugefügt hat und den Schwachen, der mir Striemen geschlagen hat. Der von Gott Erworbene hat seinen Atemhauch erschlagen. Dennoch: Wer Kain, den Erworbenen, erschlägt, wird 7mal gerächt, aber wer Lamech, dem Überwinder, Wunden und Striemen schlägt, wird 77 mal gerächt.
Adam, das A, der Anfang, gebar noch einen Sohn, Seth, den "Ersatzmann", so die Wortbedeutung: denn Gott hat mir einen anderen Nachkommen gesetzt, anstelle Abels, und zeugte den Atemhauch Gottes: Enosch, den Menschen.
Gott hatte sich und den Menschen geboren. Seine Weltordnung ist hier beschrieben:
Adam und Eva fehlen. Die Menschen sind gut und böse und bleiben doch die Kinder Gottes, der für sie sorgt. Die Menschen, die von Gott Erworbenen, erschlagen den Atemhauch Gottes. Gott gebiert Eingeweihte, die seine bleibende, ewige Stadt bauen. Die Lebensquelle kommt auf einem Eselsfüllen daher, der Mann Gottes, der machtvolle Krieger, der Überwinder, eins mit der Geschmückten, der Schönen, die Schutz in ihren Armen, im Schatten ihrer Flügel, spendet. Die Kinder, sie wandern und suchen eine Dach unter dem Zelt des Hirten. Und die im Schatten wohnen, Kupfer (= Schlange) und Eisen (= Sünde; Zeichen des Gerichts) schmieden, haben eine Schwester, die heißt: die Liebliche, die Schöne.
Lamech, der Überwinder sagt: Wer Kain, den Erwählten, den Menschen, schlägt, wird 7mal gerächt, wer aber Lamech, den Überwinder, schlägt, wird 2 mal 7, 7 und 7 gerächt, einmal für die Wunden, einmal für die Striemen, einmal die Starken, einmal die Schwachen. Wunden oder Striemen, Starke oder Schwache, was zählt sind die Wunden und Striemen am Überwinder. Was zählt, ist jede Missetat an der 7, der Herrlichkeit Gottes. Das sei dir gesagt, Seth. Ersatzmann für den Atemhauch Gottes, der du Enosch, den Menschen, gebierst.
Damals fing man an, den NAMEN des HERRN anzurufen.
Sieben (7) steht in der Zahlensymbolik der Alten Schrift für die Herrlichkeit Gottes. Das heißt, wer dem Überwinder Wunden und Striemen schlägt, wir sich mit der Herrlichkeit Gottes auseinandersetzen müssen, die Striemen und Wunden, die sie ihm zugefügt haben, werden sich rächen. Man schlägt den Überwinder nicht umsonst. Aber: Wer Kain, dem fehlbaren, aber doch gottesanhänglichen Menschen, etwas zu Leide tut, wir dies 7 mal büßen, wer dem Überwinder Wunden und Striemen zufügt, wird erfahren, was Herrlichkeit + Herrlichkeit (7und 7) ist. Was Mensch untereinander versündigt, zählt einfach, was aber Mensch gegenüber Gott versündigt, zählt ein Vielfaches.
Das sind also die Rahmebedingungen für: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Was sagt uns die Alte Schrift weiter:
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern: Joseph wurde von seinen Brüdern verraten und verkauft. Aber Joseph hatte Gott auf seiner Seite. Als die Brüder, in Hunger und Not, zu Joseph kamen und ihn baten: So vergib uns unsere Missetaten, uns, den Dienern des Gottes deines Vaters Jakob, weinte Joseph. Er weinte vor Freude, weil sie umgekehrt waren. Joseph prüfte seine Brüder, ob sie es ehrlich meinten, und – als er erkannte, dass sie es ehrlich meinten – vergab er (1.Mose 50, 17).
Als Mose seinen Brüdern den Rücken zugekehrt hatte, weil er sich abgeschieden hatte, um in der Stille und Höhe mit Gott zu reden, geschah in seinem Rücken Übles (2.Mose 32, 30-35). Das Volk baute, unter tätiger Mithilfe von Moses Bruder, des Priesters Aaron, ein Goldenes Kalb, um es anstatt Gott anzubeten. Als Mose vom Berg Horeb (=Wüste) zurückgekehrt war, und diese Abgötterei sah, nahm er die Gesetzestafeln, die er gerade empfangen hatte, und brach sie vor Zorn über dieses abtrünnige Volk entzwei. Obwohl er zutiefst enttäuscht war, von seinem Bruder und von seinen Brüdern, trat er vor Gott für diejenigen, die ihm gegeben waren, ein. Ihr habt große Sünde getan, sprach er zu den Menschen, die mit ihm auf der Wanderschaft waren, aber ich will erneut hinaufsteigen zum HERRN, vielleicht kann ich eure Sünde versöhnen. Und Mose sprach zum HERRN: So vergib ihnen nun ihre Sünde, wo nicht, so tilge mich aus deinem Buch (des Lebens), das du geschrieben hast.
Gott ist verwundert. Was höre ich da von dir, Mose? Du forderst? Demut sieht anders aus. Ich will, sprach Gott zu ihm, aus meinem Buch tilgen den, der an mir sündigt. So sei nun gehorsam und führe das Volk dahin, wo ich dir gesagt habe, in das verheißene Land.
Saul, erst Gesalbter, dann Verworfener Gottes aufgrund seiner Verfehlungen. Samuel hält ihm entgegen: Meinst du, dass der HERR Lust habe am Opfer und Brandopfer gleich wie am Gehorsam gegen die Stimme des HERRN? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn Fett von Widdern, denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst. Weil du nun des HERRN Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, dass du nicht König seiest (1.Samuel 15, 22-23).
Abigail war die Frau Nabals. Angesichts dessen Missetaten floh sie zu David und wurde seine Frau. Sie übertritt formal rechtliche Schranken, und reißt die Schranken in ihr nieder. Als sie David sieht, steigt sie eilends von ihrem Esel und wirft sich David, dem Geliebten Gottes, zu Füßen, und sprach: Ach sieh, Herr, mein sei die Missetat. Vergib diesem meinem Mann, er ist ein Narr, wie sein Name heißt. Beschmutze deine Hände nicht mit Blutschuld. Nimm den Segen, den deine Magd meinem Herrn gebracht hat, gib ihn weiter an die Menschen, die unter meinem Herrn wandeln. Vergib deiner Magd die Übertretung. Denn mein HERR wird meinem Herrn ein beständiges Haus machen; denn du führst des HERRN Kriege; und lass kein Böses an dir gefunden werden ein Leben lang. Und wenn sich ein Mensch erheben wird, dich zu verfolgen, und nach deiner Seele steht, so wird die Seele meines Herrn eingebunden sein im BÜNDlein der LEBENDIGEN bei dem Herrn, deinem Gott; aber die Seele deiner Feinde wird geschleudert werden mit der Schleuder (oder Worfel in der Tenne). Wenn denn der HERR all das Gute meinem Herrn tun wird, was er dir geredet hat, und gebieten, dass du ein Herzog seist über Israel, so wird's dem Herzen meines Herrn nicht ein Anstoss noch Ärgernis sein, dass du Blut vergossen ohne Ursache und dir selber geholfen; so wird der HERR meinem Herrn wohltun und wirst an deine Magd gedenken (1.Samuel 25, 23-31).
David betet (Ps 25): HERR, zeige mir den Weg und lehre mich deine Steige (= den Weg aufwärts zu dir). HERR, gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, als ich noch dumm und unreif war, noch nicht erkannt habe, was Leben eigentlich ist (Pred 11,9). Gedenke, HERR, meiner, deiner Barmherzigkeit und Güte willen! Der HERR ist gütig und aufrichtig, darum LEHRT er die schuldbeladenen Menschen in dem Weg, den sie gehen sollen. Er LEITET die Sanftmütigen im Recht und lehrt sie seinen Weg. Die Wege des Herrn sind Gnade und Treue denen gegenüber, die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren… Meine Augen sind auf den HERRN gerichtet, denn er wird meine Füße aus dem Netz, in dem sie gefesselt sind, lösen… Sieh meine Mühsal an und vergib all meine Sünden. Bewahre meine Seele und rette mich, lass mich nicht zuschanden werden, denn ich berge mich bei dir (im Schatten deiner Flügel).
Lieber Luther, es ist bewegend, zu sehen, wie tief die Wurzeln Jesus gehen, wie konsistent die Schrift bis in die Evangelien in sich ist. Das muss alles gewusst und verstanden werden, bevor man Jesus versteht. Man kann ihn und das was er sagt, nicht von seinen Wurzeln, von seiner Wurzel, trennen. Seit der Mensch von Gott weiß, kennt er – an sich – seine Ordnung, das was das Ordnungskriterium für ihn ist, das was seine Beziehung zu seiner – fehlbaren - Schöpfung Mensch ausmacht. Von Anbeginn der Schöpfung fehlt der Mensch und Gott hilft dem fehlbaren Menschen, ihn nicht zu verfehlen. Vergebung wird schon gelehrt, seit über unseren Gott gepredigt wird. Vergebung war sein Prinzip von Anfang an, sonst hätte er den sündhaften Menschen von Anbeginn verwerfen müssen. Er hat aber nicht verworfen. Gott baut eine ewige Stadt, in die sein Mensch sich flüchten kann, wenn er will, bereitet Schatten und Zuflucht unter seinen Flügeln. Er baut ein Flüchtlingslager. Er sagt auch von Anfang an: Wenn Mensch unter Mensch fehlt, ist das ein Peanuts dagegen, wenn Mensch gegen Gott fehlt. Das zählt ein Vielfaches. Aber: wenn der Mensch ehrliche, wahre Reue zeigt, sich ihm zu Füßen wirft, Gott um Vergebung bittet, dann hört Gott. Jesus kennt die Quelle seines Glaubens, kennt die Bilder und Symbole, nimmt alles auf und setzt es in einen neuen Kontext. Er knüpft unmittelbar an seine Wurzeln an und lässt aus dem alten Weizenkorn neue Frucht erwachsen. Dazu mehr nächstes Mal.
Herzliche Grüße
Deborrah

Freitag, 10. April 2015

Vaterunser (4) - Unser täglich Brot gib uns heute

Lieber Luther,
essen muss man jeden Tag. Es fragt sich nur was. Die einen ernähren sich gut, die anderen ungesund, die einen reichlich, die anderen bewusst. Beim Essen scheiden sich die Geister.
Heute, Teil 4 der kleinen Vaterunser Reihe. Es geht um das Brot:
Unser täglich Brot gib uns heute.
Ganz oberflächlich und menschlich leiblich gedacht heißt das: Lieber Gott sorge du dafür, dass ich etwas zu beißen zwischen den Zähnen habe. Ist das so einfach gemeint?
Jesus ist 40 Tage in der Wüste, um dort mit Gott in Berührung zu kommen. Nach 40 Tagen heißt es, hungert ihn. Der Verführer packt den Menschen an der zutiefst menschlichen Seite und denkt, er kann Jesus beim leeren Magen packen. Wenn du Gottes Sohn bist, dann wandle die Steine in Brot, damit du deinen Hunger stellen kannst. Was entgegnet Jesus: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht (Mt 4, 4).
Brot und Wein waren von Anbeginn der Schrift die Bilder für die Gegenwart Gottes. Melchisedek, der König von Salem und Priester Gottes des Höchsten, trägt Abraham Brot und Wein entgegen und segnet ihn: Gesegnet seist du , Abram, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand beschlossen hat (1.Mose 14, 18-19). Psalm 110: Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege. … Der HERR hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks. Ein Zusammenhang ist unmittelbar vorhanden.
Das aus Ägypten ausziehende Volk hat gehungert, rebelliert und von Mose Nahrung gefordert. Mose hatte nichts zu geben. Man hu? (Das heißt: was ist das?). Mose antwortet: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat (2.Mose 16, 15). Gott hat ihnen das "Was ist das?" geschickt, obwohl sie rebellierten. Mose durfte nicht in das gelobte Land, weil er sich vom Hunger und Durst des Volkes verführen ließ und mit seinem Stab gegen den Felsen schlug, sich dem sozialen Druck gebeugt hat und Gott als Mittel zum Zweck eingesetzt hat. Er hat nicht voll auf Gott vertraut.
Was sagt uns die Geschichte? Und gedenke all des Weges, durch den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat, diese 40 Jahre (Jesus: 40 Tage!) in der Wüste. Damit kund würde, was in deinem Herzen ist, ob du das Wort Gottes halten wirst, auch in der Not. Er prüfte deine Demut, ließ dich hungern und speiste dich mit Man, dass du und deine Väter nie gekannt hattet; auf dass er dir kundtäte, dass der Mensch nicht lebt vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem MUND des HERRN geht (5.Mose 8, 2-3). Aber: das Volk war nicht demütig, es war zügellos und voller Begierde. Entsprechend ihrer Zügellosigkeit und Begierde übersäte Gott den Boden mit Himmelsbrot. Und wieder jammerte das Volk: Nun aber ist unsere Seele matt; denn unsere Augen sehen nichts als das Man. Mose ruft verzweifelt zu Gott: Warum finde ich keine Gnade vor dir, warum muss ich die Last dieses Volkes tragen? (4.Mose 11, 5-11).
Das Manna schickte Gott solange, bis sein Volk seinen Fuß in das gelobte Land setzte. Sie aßen am Tag nach dem Passah vom Getreide des Landes, das ihnen gegeben war, nämlich ungesäuertes Brot und geröstete Körner. Und das Man hörte auf des andern Tages, da sie des Landes Getreide aßen (Jos 5, 11-12).
Josua, hat Gottes erwähltes Volk in das verheißene Land gebracht. Josua-Jesus (Jesus heißt auf Hebräisch Josua), führt uns in das verheißene Land. Gottes Volk zog 40 Jahre durch die Wüste, Jesu hungerte 40 Tage in der Wüste. Alter Wein in neuen Schläuchen. Jesus greift die Botschaft aus der Alten Schrift, die Bilder, wieder auf, die Parallelen sind unübersehbar. Aber, er setzt eine neue Botschaft dahinter. Jesus ist Demut, er ist 100% Demut: Er widersteht dem Versucher, als er hungert. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Was das wandernde Volk nicht geschafft hat, wo Mose gefehlt hat, ihm die Demut ausgegangen ist, weil seine Langmut vom Volk zu sehr strapaziert wurde: Jesus widersteht dem Versucher, verbildlicht im Hunger. Es versucht Gott nicht, indem er ihn bittet den Stein zu Brot zu machen. Mose hat dagegen mit dem Stab gegen den Felsen gehauen.
Das zeigt sich auch bei der Speisung der 5000. Auch hier eine hungrige Menschenmenge. Jesus vermittelt eine neue Botschaft in den alten Bildern: Alle werden satt, aber nicht übersatt. Während in der Manna-Geschichte ein strenges Verbot galt, das Manna einzusammeln, sagt Jesus: Sammelt die übrigen Brocken, dass nichts umkommt. Von den 2 Fischen und 5 Gerstenbroten wurden 5000 Menschen satt, und von den übrigen Brocken wurden noch 12 Körbe gefüllt. Aber das ist nicht das Entscheidende. Es sind nur Zeichen. Ich habe über die Geschichte in der Version von Joh 6 schon einmal geschrieben, das brauche ich hier nicht alles wiederholen.
Die Kernbotschaft ist: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Ich habe nur das, was mir mein Vatergibt. Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat (Joh 6, 35-38). Genau deshalb beten wir: Vater unser im Himmel, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. In seiner Brotrede wiederholt er dieses zentrale Kernstück seines Seins.
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist, wer mich isst, gewinnt das ewige Leben. Wer mich isst heißt: Ich bin der Wille Gottes als Mensch, ich setze mich mit meiner ganzen Person ein für das Wort Gottes, ich rücke keinen Millimeter davon ab, denn es geht um euer ewiges Leben. Wie immer sie mich bedrohen. Ich setzte MEIN ganzes LEBEN ein für das LEBEN der Welt. Jesus sagt NICHT mein Tod für die Sünden der Welt, er sagt ich setze mein Leben für das Leben der Welt ein. Ich lebe für das Leben der Welt.
Leben ist Leben. Seines und unseres. Sein Leben ist unser Leben, nicht sein Tod ist unser Leben. Das steht nicht da. Wären hier die Sünden gemeint: Ich gebe mein Fleisch für die Sünden der Welt: Was würde der wichtige, mit WARHlich, WAHRlich, eingeleitete Satz bedeuten?
Wahrlich , Wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tag auferwecken. Denn mein Fleisch ist die WAHRE Speise, und mein Blut ist der WAHRE Trank. Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt und ich LEBE um des Vaters willen, also: Wer mich isst, der wird auch LEBEN um meinetwillen. Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; nicht wie eure Väter das Manna gegessen haben und dann gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird in Ewigkeit leben (Joh 6, 53-58).
Ja, lieber Luther, was würde dieser Satz dann bedeuten, wenn man Fleisch für Haut und Knochen nehmen würde: Ich gebe mein Fleisch, halte meine Haut und Knochen hin, für die Sünden der Welt? Und wir essen die Haut und Knochen dann auch? Sind wir Kannibalen? Wir essen die Sünden der Welt mit? Man kann den ganzen Zusammenhang doch nicht einfach ignorieren und einen Satz herausnehmen und die Bildlichkeit völlig ignorieren. Eigentlich ist das unfassbar.
Das Fleisch steht für das Wort Gottes, es ist eine andere Metapher wie das Brot. Ich bin das Brot. Mein Fleisch ist Brot. Das Brot ist die Wortnahrung, die ich euch gebe. Deshalb esst es! Das Blut steht für den Geist Gottes. Ich habe gestern ausführlich darüber geschrieben, wie das zu verstehen ist. Ich bin das Brot, ich bin die (Wort-)Speise, esst mein Fleisch und Blut, nehmt das Wort in euch auf. Von dieser Nahrung könnt ihr leben. Genau das sagt er auch bei dem, was man letztes Abendmahl nennt. Das heißt es und nichts anderes ist gemeint. Es gibt absolut keinen Grund, etwas anderes hineinzulesen. Jesu Wort, der ganzer Bezug in der Alten Schrift, gibt das nicht her.
Lieber Luther, Brot ist eine zentrale Metapher in der gesamten Schrift. Der Unterschied zwischen Mose und Jesus besteht darin, dass Mose nichts zu geben hatte, Gott hat Manna regnen lassen. Ganz anders Jesus. Jesus gibt sich ganz, Fleisch und Blut, ich bin das Brot. Das ist etwas ganz anderes, es ist viel mehr. Jesus bringt Gott vom Himmel auf die Erde, macht ihn auf der Erde gegenwärtig. Jesus tut 100% den Willen Gottes, das sagt er selbst. Mose war dagegen ein Gott gegenüber fehlbarer Knecht, er hat oft gehadert, wollte den Auftrag gar nicht annehmen. Jesus kannte solche Anfechtung nicht, er fehlte gegenüber Gott nicht, er haderte gegenüber Gott nicht. In der Mosegeschichte steht das Brot für mangelnde Demut, bei Jesus steht sie für 100% Demut. Bei ihm steht es für die WAHRE Nahrung, die WAHRE Wortnahrung. Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben (Joh 6, 63). Jesu Wort!
Herzliche Grüße
Deborrah

Donnerstag, 9. April 2015

Vaterunser (3) - Wie im Himmel, so auf Erden

Lieber Luther,
wie hat Jesus getickt? Das ist die Frage, die mich beschäftigt. Je mehr ich mich in das Wort hineinbegebe, desto mehr entdecke ich, wie schon unsere Bibelübersetzungen Interpretationen enthalten, die den Blick auf das ursprüngliche wahre Wort verdecken, weil sie theologiegeleitet sind. Es will die Religion verkauft werden, nicht das Wort, nicht Jesus. Wenn man ihn andererseits auf seinem Banner führt, ist das eine Missbrauch der Person Jesu. Ich will Jesus verstehen, das Wort, nicht die Theologen und ihre Theo-Logien, auch nicht Paulus, der eine der Wurzel des Übels ist. Wie ist Ostern, das Ostergeschehen mit Jesu Tod und Auferstehung zu verstehen? Ein Kern christlicher Lehre? Ich nähere mich anhand des Vaterunsers. Heute Teil 3:
Wie im Himmel so auf Erden. Dein Wille, o Gott, so beten wir, geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Oder, auf Erden wie im Himmel, wie du, lieber Luther übersetzt? Macht das einen Unterschied? Der Wille Gottes äußert sich im Menschen, in den Menschen, die Gottes Wort und seine Stimme hören, in der Unterwerfung unter den göttlichen Willen. Jesus hat nichts anderes getan, als Gottes Willen. Er hat Gottes Willen auf die Erde gebracht, vorgelebt. Für ihn hat gegolten: Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Jesus ist 100% Gottes Wille. Ihr sollt vollkommen sein, genau wie euer Vater im Himmel (Mt 5, 48). Die Messlatte liegt, im wahrsten Sinne des Wortes, hoch. Oder kommt das Himmelreich zu uns bzw. ist schon da?
Sollte Gott in Wahrheit auf Erden wohnen? fragt Salomon Antwort suchend im Gebet bei der Einweihung seines Tempels: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe? Wende dich zum Gebet deines Knechtes, höre das Lob und das Gebet, und wenn du es hörst, mögest du gnädig sein in deiner Wohnung im Himmel (1.Kön 8, 27-32).
Salomon sagt, höre das Lob und Gebet. Jesus sagt: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Wer da bittet, der nimmt, wer da sucht, der findet, wer da anklopft, dem wird (der Schafstall, das Himmelreich oder die Erkenntnis) aufgetan. Wenn der Sohn den Vater um Brot bittet, würde er ihm einen Stein geben? Wenn er ihn um einen Fisch bittet, würde er ihm eine Schlange geben? (Lk 11, 9-13). Jesus gibt Brot und Fisch (= Wortspeise) in Fülle, die Körbe sind immer gefüllt, wie viele auch an seinem Tisch sitzen. Wenn ihr euren Vater im Himmel bittet, wird er euch den Heiligen Geist geben, sagt er. Und dieser treibt dann das Böse aus, so dass ihr das Gute schaffen könnt.
Daran erinnert euch, sagt Jesus, wenn ihr an meinem Tisch sitzt, und Brot und Wein, Wort und Geist, zu euch nehmt. Das ist das Hochzeitsmahl des HERRN mit euch. Schreib: Glückselig, vollständig in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen, sind diejenigen, die zum Abendmahl, wörtlich: "Hochzeitsmahl" des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: dies sind WAHRHAFTIGE Worte Gottes. Und ich fiel auf die Knie und wollte ihn anbeten. Und er sprach: Tu es nicht. Ich bin dein und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben (= sein Wort hören), Mitknecht. Bete Gott an! Gott hat die Herrschaft angetreten (Offenb 19, 6-10).
Blut oder Wein, Leib oder Brot , ist Jesu Gabe an den Menschen (Mk 14, 22-24): Dankt und esst, was ich euch gegeben habe. Esst mein Wort, das aus meinem Mund gekommen ist, gedenkt der Werke, die mein Gott dienstbarer Leib gewirkt hat, der Leib, der sowohl die Wohnung Gottes ist, als auch die Wohnung des Menschen auf der Erde, der Leib, an dem Gott wirkt, und aus dem Gott wirkt. Esst meinen Leib, dass er euren Leib stärke, auf dass er ein genauso starker Leib werde wie meiner. Ein Leib, aus dem Gott wirken kann, ein Gott ausstrahlender Leib. Esst meinen Leib, ihr werdet die Kraft brauchen, esst meine Werke, damit ihr Werke ausscheidet, die wie meine Werke sind: WAHRlich, WAHRLich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater (Joh 14, 12).
Und nahm den Kelch, dankte und sprach: Dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird (Mk 14, 24). Wirklich? Und da sind wir wieder bei einer fatalen Übersetzungssünde, auf der die gesamte Sündentheologie fußt: ekcheo heißt eben nicht vergießen, sondern aus-, herausgießen.
Denn des Leibes Leben ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, dass eure Seelen damit versöhnt werden. Denn das Blut ist die Versöhnung, weil das LEBEN in ihm ist (3.Mose 17, 11). Des Leibes LEBEN, die SEELE des Fleisches (Elberfelder), ist im Blut, nicht Jesu Tod! Jesus sagt nicht, ich lasse meinen leiblichen Körper für euch massakrieren, damit ihr fein raus seid. Er spricht nicht von seinem leiblichen Körper, der interessiert ihn nicht, das ist nicht sein Thema. Er spricht von seinem geistlichen Körper. Es geht um weit Größeres, es geht um diatheke, das ist im klassischen Griechisch die Verfügung, die jemand hinsichtlich seines bevorstehenden Todes macht, eben ein Testament, so wie wir das Wort auch gebrauchen. Genau das tut Jesus hier. Er verfügt über sein Erbe. Sein Erbe ist nicht, dass er sein Blut für uns vergießt, das macht überhaupt keinen Sinn, das ist mit keiner Silbe gemeint. Sein Blutvergießen, warum auch immer, vererbt man nicht. Sein Vermögen ist, Gottes Wort in einer Person, in sich, vom Himmel auf die Erde gebracht zu haben, 100% authentisch. Da er wusste, dass er in die Höhle des Löwen gegangen ist und der Löwe ihn fressen würde, war die Frage, wie er seinen vom Geist uninspirierten Brüdern begreiflich machen könnte, wie man Gottes Wort direkt von der Quelle bezieht. Er greift auf die üblichen Bilder zurück. Deshalb sagt er, esst mich, meinen Leib, trinkt mein Blut, meinen Geist. In mir ist Gott, wenn ihr mich esst und trinkt, esst ihr den Vater.
In einem Testament vermacht man den Begünstigten das, was für einen am Kostbarsten ist. Jesu vermacht seinen Leib im Bild des Brotes zur Stärkung unserer Werke und sein Lebenselixier im Bild des Weines, den Heiligen Geist Gottes. Dass es werde wie im Himmel so auf Erden. Für Jesus war sein Leib nicht das Kostbarste was er hat, das ist absurd.
Lieber Luther, Dass es werde wie im Himmel, so auf Erden. Deshalb lädt Jesus zum Hochzeitsmahl. Wenn man diese Einladung als einen Leichenschmaus für unsere Sünden verkauft, ist das eine völlige Verfälschung dessen, was Jesus hier gefeiert hat. Jesus hat uns den Schlüssel zum Himmelreich in die Hand gegeben. Anstatt die Gebrauchsanleitung zum ewigen Leben, die Jesus hier gibt, wird Jesu Opfertod gefeiert: Für uns gegeben, zur Vergebung der Sünden. Gut gemacht, Jesus, ich bin fein raus. Das ist eine Gebrauchsanleitung zur Verfehlung des ewigen Lebens, die direkt aus der Rezeptküche des Verführers kommen könnte.
Wie kann das passieren? Wie kann man eine ganze Religion auf so einer verfälschten Lehre aufbauen? Eigentlich ist es ganz einfach zu erklären. Das Meiste fußt auf Paulus. Paulus war studierter Pharisäer und später selbsternannter Jünger. Paulus ist Saulus geblieben. Das ist nicht nur seinem persönlichen (Fehl-)Verhalten zu entnehmen, das schonungslos und doch folgenlos in den Paulusbriefen festgehalten ist. Er hat die Lehre, die er aus dem Judentum kannte, die Opferriten aus dem Alten Testament, die Tieropfer zur Sühne für die Sünden der Menschen, einfach auf Jesus angewendet und mit viel Brimborium überhöht. Aus Tieropfern wird ein Menschenopfer. Ich habe gestern davon berichtet. Dass das schon die alten Propheten als heidnisch angeprangert haben, scheint er verpasst zu haben. Zur Ablenkung schlägt er auf Mose und die Propheten ein, auf die sich Jesus ausdrücklich immer bezieht. Im Nebeln ist Paulus gut. Und so lässt er mit viel unnachvollziehbaren Setzungen und Behauptungen Jesus den Opfertod sterben, mit einer Argumentation, die wirr ist. Dass Jesus zwar von seinem Tod, aber nicht vom Opfertod gesprochen hat, stört ihn dabei nicht. Paulus geht es um seine Lehre, nicht um Jesu Lehre.
Aber wie einen guten Gott erklären, der dann seinen Sohn opfert? Das war Paulus Hauptschwierigkeit. Wirklich erklären konnte er es plausibel nicht. Er hat Spekulationen und babylonische Gedankentürme in der kompliziertesten Sprache der gesamten Bibel aufgebaut, die bis heute Potemkinsche Dörfer sind. Nach dem Motto, wird schon keiner merken. Die Masse der Hörer ist ungebildet, sie sind nicht in der Lage, die komplizierten Konstrukte und die Inkonsistenzen zu durchschauen. Immer schön wortreich mit langen Sätzen nebeln, dann begreift hoffentlich auch niemand, dass das, was ich sage, nicht wirklich einen Sinn macht, weil ich nicht wirklich eine Erklärung habe. 
Lieber Luther, das hat gut geklappt. Sein Plan ist aufgegangen. Paulus hatte den Vorteil, dass er studierter Pharisäer war, gebildet. Im Gegensatz zu vieler seiner Zuhörer, die er missioniert hat. Sie waren auf das angewiesen, was er ihnen erzählt hat. Lesen konnten Wenige, Bücher gab es keine und Internet zur eigenen Meinungsbildung war noch nicht erfunden. Es viel ihm leicht, seinen Zuhörern ein X für ein U vorzumachen, und wenn sich Widerstand bildete, wie etwa in Ephesus, wurde er aggressiv. Ich habe mehrfach davon berichtet. Er hatte, durch seine vielen Briefe, die er und seine Anhänger durch die Gegend schickten, ein Auslegungsmonopol. Er kannte Jesus nicht persönlich und war gegenüber den wahren Jüngern Jesu beratungsresistent.
Später, als alle führenden Köpfe der Jesusbewegung von den Herrschenden eliminiert waren, verzettelten sie sich die Nachfolger in verschiedenste Auslegungsrichtungen. Es musste schnell (und unkritisch) gehandelt werden, um die Christliche Kirche, wie sie sich inzwischen nannte, zusammenzuhalten und auf einen verbindlicher Lehrkanon zu verpflichten. Es ging um das Überleben der christlichen Kirche als Organisation und damit um Macht und Einfluss. Paulus war mit seinen Schriften omnipräsent. Er bot sich an. Da hatte man schnell etwas bei der Hand, das man als Grundlage nehmen konnte. Arme Sünder kann man bei der Stange halten, mit viel Teufel garniert, lässt sich daraus eine Abhängigkeit von der Kirche basteln. Auf die Machtposition der kirchlichen Vorsteher hatte Paulus schon geachtet. Was von der Lehre her nicht passt und in die Suppe spuckt, wird aussortiert und kommt nicht in den Kanon.  Es ist wie heute: Der Lauteste wird gehört, ob es wahrhaftig ist, was er vertritt, oder nicht. Derjenige, der das Macht- und Intrigenspiel am besten beherrscht, gewinnt. Die paulinische Lehre war ein wohlfeiles Mittel zum Zweck des christlichen Kirchenbaus. Dass sie Jesus das Wort im Mund umdreht, störte nicht, solange sie dem machtsichernden Zweck diente.
Die Konsequenzen für die heutigen Kirchen: Das müssen sie selbst entscheiden. Die Sündentheologie ist nicht umsonst die Achillesferse der christlichen Kirchen. Nicht umsonst ist so viel Böses aus ihr entstanden. Falsches kann nie Gutes hervorbringen. Ihre Lehre ist eine Irrlehre. Es ist nicht umsonst, dass die Gläubigen den Kirchen davonlaufen. Die WAHRHEIT wird sich Bahn brechen, wie lange die Vertuschungsbemühungen auch andauern. Für Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag. Seine WAHRHEIT wird sich durchsetzen.
Lieber Luther, dass es werde wie im Himmel, so auf Erden. In diese Nachfolge ruft Jesus uns. Das ist sein Vermächtnis und seine Aufforderung an uns. Das WAHRHAFTIGE Bitten und Beten ist der Schlüssel zum Heiligen Geist, Brot und Wein die Symbole hierfür. Er, das Ebenbild Gottes, hat uns alles gegeben, alles gesagt, alles übermittelt, dass wir es ihm nachtun können, dass es auf Erden werden kann, wie im Himmel. Jedoch: Der Mensch, jeder Einzelne, ist weit weg, von der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit Jesu. Das sind unsere Stolpersteine. Mehr davon morgen.
Herzliche Grüße
Deborrah

Mittwoch, 8. April 2015

Vaterunser (2) - Dein Wille geschehe

Lieber Luther,
um den Faden von gestern wieder aufzunehmen. Ich bin auf der Spur nach Jesu Lehre, so wie er sie gelehrt hat, nicht so wie sie uminterpretiert wurde und wir das einfach nachplappern. In den Evangelien und der Alten Schrift ist genug übermittelt, um sich seine Lehre und seine Wurzeln selbst zu erschließen. Die herrschende Lehre geht in vielen Teilen paulusgeleitet fehl, ist jedenfalls nicht Jesu Lehre, auch heute wird sich das wieder zeigen.
Gestern habe ich angefangen, das Vaterunser nach seinem Bedeutungsgehalt aufzuschließen:Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme. Heute:

Dein Wille geschehe. Das ist ein sehr schwerer Teil für uns Menschen, denn was hier eingefordert ist, ist Demut, nicht gerade die Stärke der meisten Menschen. Was Jesus von anderen unterscheidet, ist seine 100prozentige Demut. Er hat sich vollkommen in den Willen Gottes gestellt. Allein sein Wille zählt: Und sollte niemand Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist (Mt 23, 9). Es ist das völlige Aufgehen im Willen des Vaters.
Deshalb sagt er auch: Wer Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben (Mt 15, 4). Wer Gott, den einen Vater, den es für ihn gibt, flucht, lebt nicht, sondern ist tot. Auch wenn er noch lebt, hat er sein ewiges Leben verspielt. Das ist die einzige unverzeihliche Todsünde, die es für Jesus gibt: Alle Sünde und Lästerung wird euch vergeben, auch die gegen mich, aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben (Mt 12, 31).
Was es heißt, seinen eigenen Willen zurückzustellen, hat Jesus am eigenen Leib erlitten. In höchster Todesangst angesichts seiner Verfolger sagt er: Nicht wie ich will, sondern wie du willst, Vater (Mt 26, 39). Als Petrus bei Jesu Verhaftung das Schwert zückt und zur Gegenwehr schreitet, sagt Jesus zu ihm (Joh 18, 11): Soll ich den Wein (im Kelch) nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Psalm 23: Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Der barmherzige Samariter gießt Öl und Wein in die Wunde dessen, der unter die Räuber gefallen ist (Lk 10, 34). Wein ist die Frucht aus Gottes Weinberg, Wein kommt aus der Kelter. Mit Wein ist der reine wahrhaftige Geist Gottes symbolisiert.
Wenn Jesus sagt, er will den Kelch trinken, anerkennt er, dass Gott den Menschen ihren Willen lässt, er nicht als Deus ex Machina korrigierend eingreift, wenn der Mensch abfällt und Abwege geht. Gott lässt den Menschen auch Irrwege gehen. Jesus schwitzt Blut und Wasser angesichts der Abwege der Menschen, aber, er respektiert den Willen Gottes, dem Menschen seinen Willen zu lassen. Es ist für ihn unendlich schwierig, angesichts seiner bedrohten Situation, die Schwachheit des Menschen so zu akzeptieren, wie Gott sie akzeptiert. Das ist die eigentliche Herausforderung für Jesus. Das Wahrhaftige zu erkennen, und das Finstere zuzulassen. Dieser Kampf, dieser Zwiespalt, lässt ihn Blut und Wasser schwitzen (Luk 22, 44). Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist (Mt 5, 48). Das ist sein Anspruch an die Vollkommenheit vor Gott. Das Finstere im Angesicht des Lichts zuzulassen, zerreißt ihn fasst. Aber, Jesus ist 100% Demut vor dem Vater, er ordnet sich dem väterlichen Willen ohne Wenn und Aber unter: Nicht wie ich, sondern wie du willst.
Jesus kommt keine Sekunde auf die Idee, sich zu widersetzen, sich zu retten, indem er das Feld räumt, seine Predigertätigkeit einstellt und flieht. Ganz im Gegenteil. Er sagt: Ich beuge mich eurem Willen nicht, ich lasse mich nicht einschüchtern von euch, ich tue den Willen meines Vaters, sein Wort zu den Menschen zu bringen. Ich gehe hinauf nach Jerusalem, in die Höhle des reißenden Löwen, ich gehe in die unheilige Stadt, um das wahre Wort dorthin zu bringen, das wahre Wort muss dort gehört werden, damit Babel fällt, ob sie es hören wollen oder nicht. Ich bringe Gott zum Sprechen, auch wenn ihr mich zum Schweigen bringen wollt.
Das heißt, Jesus sieht zwar die Konsequenzen für seine physische Person, aber darauf, wie auf alles Leibliche, nimmt er keinerlei Rücksicht, auch, wenn es seinen physischen Tod bedeutet. Wenngleich er die Schmerzen, wie jeder Mensch fürchtet, weiß er, dass das nicht sein Ende ist. Gott macht Jesus nicht willentlich zum Sündopfer, er hält seinen Bund gegenüber den Menschen, auch wenn sie seine Stimme zum Schweigen bringen wollen. Jesus weiß, dass sie dies nicht wirklich können. Gott lässt sich von einem Menschen nicht zum Schweigen bringen. Er lässt ihnen zwar ihren Willen, er zwingt seinen Willen nicht auf. Seinem Willen zu folgen, beruht auf reiner Freiwilligkeit. Aber er gibt seinen Willen, die Menschen unter dem Wort zu sammeln, nicht auf. Sie können seine Stimme, Jesus, nicht wirklich töten, sie mussten das nach seinem Tod erfahren. Seine Stimme wurde und wird auch nach seinem Tod gehört. Mehr als vorher. Gott lässt sich nicht zum Schweigen bringen.
Wenn gelehrt wird, Gott, der Vater, habe Jesus, den Sohn, absichtlich sterben lassen, weil er ihn, wie in alter mosaischer Tradition die Schlachtopfer, den menschlichen Sünden geopfert hat, ist das in Jesu Ohren Gotteslästerung und damit eine Todsünde. Die einzige Todsünde, die es für ihn gibt. Diese Lehre findet auch in der Alten Schrift keinerlei Grundlage. Auch von Abraham hat Gott den Kindsmord nicht abverlangt. Er wollte Abraham prüfen, ob er in allem Gottes Willen tut. Abraham hat die Prüfung bestanden, wie auch Jesus. Jesus hat in allem 100% Gottes Willen getan.
Menschenopfer passen nicht in Gottes und Jesu Weltbild, das haben schon die Propheten erkannt: Sie verbrennen (oder kreuzigen) ihre Söhne und Töchter, davon ich ihnen nichts befohlen habe. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass sie solche Greuel tun sollten, und meine Kinder damit zur Sünde verleiten (Jer 32, 35). Das ist eine Verdrehung von Gottes Willen. Der göttliche Wille wird dem menschlichen Willen unterstellt, um sich mit wenig Aufwand – den erbringt ja für den Sünder ein Tier oder das Menschenopfer, in dem Fall Jesus mit seinem Opfertod - auf die Sonnenseite zu stellen. Jesus trägt für uns die Last. So einfach entledigt man sich seiner Missetaten, denkt man. Und vor lauter Dankbarkeit wird hin und wieder halbherzig gefastet und an Karfreitag eine Trauermine aufgesetzt, wenn überhaupt. Ein abstruses Konstrukt. Ein Rückschritt in das Heidentum, wie bei Jeremia nachzulesen (Jer 32, 33): Und obwohl ich sie lehrte, haben sie in das Haus, über dem sie meinen Namen ausrufen, ihre Irrlehren gesetzt. Das würde Jesus mit Sicherheit sagen, angesichts seiner Rolle, die ihm nach seinem Tod in der Sündentheologie antheologisiert wurde und wird.
Dein Wille geschehe heißt also: Den Willen Gottes geschehen zu lassen, auch den Willen, den Menschen ihren Willen zu lassen. Wie oft hört man die Klage: Wie kann Gott das zulassen? Es muss heißen: Wie kann Mensch das zulassen? Es ist eine Absage, Gott etwas zuzuschreiben, was nicht Gottes ist, sondern abgrundtief menschlich. Missetaten gehören nicht zum Göttlichen, sie gehören in den Machtbereich des Finsteren. Sie dem göttlichen Willen zu unterstellen, ist Jesu Lehre entgegengesetzt. Es würde ihn empören. Die Duldung und Geduld Gottes mit dem Finsteren im Menschen samt ihrer unmenschlichen Auswüchse zu akzeptieren, erfordert Demut, ist Demut vor Gott, dagegen Gottes wahrhaftiges Wort zu stellen, ist Nachfolge.
Wie erkenne ich den göttlichen wahren Willen? Eine Antwort hat Jesus schon Pilatus gegeben: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme (Joh 18, 37).
Philippus bittet Jesus, ihm den Vater zu zeigen. Jesus sagt: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke. Glaubt mir, dass ich im Vater und der Vater in mir ist; und wo ihr die Worte nicht glaubt, glaubt mir wenigstens um der Werke willen. WAHRlich, WAHRlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere tun; denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht (oder geheiligt) wird (Joh 14, 9-14).
In Gespräch mit der Samariterin, einer Ungläubigen in damaligem Verständnis, geht es auch um das Beten. Jesus sagt: Ihr betet an was ihr nicht kennt. Wir wissen was wir anbeten. Anbeten tut man weder in Jerusalem, noch auf einem anderen irdischen Ort, denn die Rettung kommt nicht von Äußerlichkeiten. Wer das Wasser (= Wort) trinkt, das ich ihm gebe, der wird ewig nicht mehr dürsten, denn das Wasser, das ich ihm gebe wird IN IHM ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt. Es kommt die Zeit und ist schon da, da werden die WAHRHAFTIGEN Anbeter den Vater im GEIST anbeten und in der WAHRHEIT. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der WAHRHEIT anbeten (Joh 4, 13-24). Oder, wie es in der Offenbarung steht: Ich will geben den Durstigen vom den Brunnen des lebendigen Wassers umsonst (Offb 21, 6). Das Wort kostet nichts, ist frei zugänglich.
Das heißt also, lieber Luther, um zusammenzufassen: Wer zu Gott wahrhaft betet, unterwirft sich völlig dem göttlichen Willen, auch wenn es in den Konflikt mit menschlichem Willen führt, bis zum Einsatz des physischen Lebens. Jesus hat das in dieser Radikalität und Konsequenz vorgelebt. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme, sagt Jesus, der hört Gott, der ist in Gott und Gott in ihm, der hört und versteht Gottes Willen, weil Gott in ihm spricht und wirkt. Es heißt auch im Umkehrschluss: Wer Jesus nicht hört, ist nicht in Gott und nicht in der Wahrheit. Ein selbstgebastelter Gott, mit oder ohne Jesus, oder Rosinenpicken hat da keinen Platz. Auch diese Botschaft Jesu ist eindeutig.
Lieber Luther, man muss alles verlassen, um Gott zu finden. Das lehrt Jesus. Die Sündentheologie lehrt vereinfacht: Ich bin ein armer Sünder, Jesus ist für mich gestorben und hat für meine Sünden gebüßt und deshalb komme ich doch in den Himmel. Asche auf mein Haupt. Mit Jesu Lehre hat das rein nichts zu tun. Jesus geht nicht für uns den Weg zu Gott, den müssen wir selbst gehen. Er ruft uns zur Nachfolge seines Weges, willentlich den Willen Gottes zu tun. Das ist das Besondere an Jesus: Er ist 100% Demut, er ist 100% Wille Gottes, in ihm spricht zu 100% Gott, in ihm spiegelt sich Gott zu 100%, er ist zu 100% Gottes Sohn, zu 100% sein Ebenbild. Jesus ist 100% Mensch gewordener Gott. Uns Gott zu zeigen, dazu ist er in die Welt gekommen, uns den Weg zu ihm zu weisen.
Herzliche Grüße
Deborrah
PS: Nur ein Satz aus dem Vaterunser geschafft heute: Dein Wille geschehe. Es ist für den Menschen der schwierigste Teil. Morgen: Wie im Himmel, so auf Erden.