Lieber Luther

Lieber Luther

Samstag, 15. März 2014

Wer bin ich und wer bist du?

Lieber Luther,
wer bin ich und wer bist du? So könnte man den Disput, den Jesus mit den Pharisäern in Johannes 8 hat, zusammenfassen. Da geht es zur Sache, Jesus nimmt keinerlei Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Pharisäer. Er sagt schonungslos, was er zu sagen hat. Und was hat er zu sagen?
Wer bin ich?
Ich bin das Licht der Welt.
Ich bin der, der weiß, woher ich komme und wohin ich gehe.
Ich bin nicht allein, in allem was ich tue ist Gott, mein Vater, mit mir.
Ich bin der, der vom Vater zeugt.
Ich bin der, von dem der Vater zeugt.
Ich bin der, der die Wahrheit redet.
Ich bin der, der von Obenher ist.
Ich bin der, der mit euch redet.
Ich bin der, der viel von euch redet und richtet.
Ich bin der, der wenn er richtet, recht richtet.
Ich bin der, der vor der Welt redet, was mich mein Vater gelehrt hat.
Ich bin der, der ohne Sünde ist.
Ich bin der, der den Vater ehrt.
Ich bin der, den der Vater ehrt.
Und wer seid ihr?
Ihr seid diejenigen, die Steine werfen wollen.
Ihr seid diejenigen, die nach dem Fleisch richten.
Ihr seid diejenigen, die von Untenher seid.
Ihr seid diejenigen, die unfrei bleiben,
Ihr seid die Knechte der Sünde.
Ihr seid diejenigen, die in euren Sünden sterben werden.
Ihr seid diejenigen, die weder mich noch meinen Vater kennen.
Ihr seid diejenigen, die mir nicht glauben.
Ihr seid diejenigen, die die Wahrheit nicht haben,
Ihr seid Lügner.
Ihr seid die Söhne des Teufels.
Ihr seid diejenigen, die mich nicht ehren.
Ihr seid diejenigen, die Gott nicht kennen.
Ihr seid diejenigen, die mich töten wollen.
Das alles sagte Jesus, der Zimmermann, den Pharisäern, den theologischen Glaubenshütern. Und wie reagierten diese? Sie hoben Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus versteckte sich und ging aus dem Tempel hinaus.
Lieber Luther, ist das verwunderlich, dass die Pharisäer nicht eben freundlich auf Jesus gestimmt waren? Im Tempel, ihrem Heiligtum, von einem theologisch Ungebildeten, der von sich behauptet, Gottes Sohn zu sein, so angegriffen zu werden, war eine unglaubliche Provokation. Jesus wusste das, er wusste auch den Ausgang, deshalb hat er auch kein Blatt vor den Mund genommen. Er sprach rücksichtlos gegen sich und die Pharisäer die Wahrheit. Diplomatisch oder politisch korrekt war er nie. Immer in Wahrheit und Wahrhaftigkeit, wahrlich, gerade gegen den religiösen Mainstream.
Was Jesus verdeutlicht: Es kommt auf die Wahrheit an. Die Wahrheit ist an ihn und Gottes Wort, so wie er es lehrt, geknüpft. Wahrheit und Unwahrheit sind die Gegensätze, Unwahrheit ist Sünde, Wahrheit ist in Gottes Wort, Sünde ist in der Unwahrheit, Unwahrheit ist der Inbegriff des Teufels, des Mörders des wahren Wortes von Anbeginn. Jesus bringt die Freiheit von Sünde durch das wahre Wort. Das muss geglaubt werden. Wer es nicht glaubt, der ist ein Sünder, umgekehrt, wer es glaubt, ist frei. Glauben macht frei von Sünde. So einfach ist die Wahrheit der Sünde. Alles andere, was wir so als Sünde denken, ist fleischlich: Ihr richtet fleischlich, sagt Jesus. Jesus aber richtet recht: Das wahre Wort, Jesu Wort, und der Glaube daran ist der alleinige Maßstab. Wessen Vater Gott ist, der hört das Wort, wessen Vater Gott nicht ist, der hört das Wort nicht. Sünde ist, diese Wahrheit Jesu nicht zu glauben.
Wer bin ich und wer bist du? Wahrheit und Lüge, Jünger und Gottlose, Glaube und Nichtglaube, Jesus ist trennscharf, messerscharf. Wenn ich das lese, frage ich mich, wie man behaupten kann, christlich zu glauben, ohne an Jesu Wort zu glauben? Wo anders als in der Bibel steht aber Jesu Wort? Woher kommt sonst das wahre Wort? Angesichts der vielen Menschen, die sagen sie glauben, aber glauben nicht, was in der Bibel steht, oder nur selektiv, was ihnen in den Kram passt, macht mich das ratlos. Welche Grundlage hat ein solcher Glaube? Ist es wirklich der Glaube an den Gott der Bibel, an Jesus und Jesu Vater, oder ist es doch der Glaube an selbstgegossene Götter? Nachdenklich,
herzliche Grüße
Deborrah

Montag, 10. März 2014

Opfer

Lieber Luther,
wenn wir von Brand-, Speis-, Dank-, Sünd- und Schuldopfer hören und dazu eine detaillerte Beschreibung geliefert bekommen, wie die Ochsen, Schafe, Ziegen, Vögel zu schlachten und zerlegen sind, und was mit den Einzelteilen passieren soll, denken wir eher an ein Naturvolk als an die Bibel. Das liest sich mit heutiger Brille erst einmal befremdlich und bedarf der Einordnung.
Wie ich dir bereits geschrieben habe, hatte Mose die Herkulesaufgabe, aus einem wilden, widerspenstigen, gesetzlosen, rohen Menschenhaufen ein verfasstes Volk zu machen. Ihm nicht nur Gesetze des Zusammenlebens zu geben, eine gerichtsbare Ordnung, sondern auch eine Ordnung, wie die Gemeinschaft mit dem EINEN Gott zu pflegen ist.
Es war ganz und gar nicht selbstverständlich, dass die Stämme, die unter seiner Führung standen, dem EINEN Gott nachfolgen, der der Gott Jakobs war. Das Volk in seiner breiten Masse pflegte die Vielgötterei mit ihren eigenen Sitten und Bräuchen. Sobald Mose schwächelt, das Volk vor einer großen Herausforderung steht oder ihr Anführer Mose abwesend ist, kehrt es zu den alten Sitten zurück, zu den ursprünglichen Göttern. Der Bau des goldenen Kalbs ist nur ein Beispiel, es folgen noch viele, bis auf den heutigen Tag.
Durch den Bau des Heiligtums, das Zelt der Begegnung, das Priesertum, die neuen Riten, die Gesetzgebung und die damit verbundene Strafandrohnung sollen die Abgötterei zurückgedrängt, der Glaube an den EINEN Gott etabliert werden. In der Bibel steht drastisch: Und sie sollen nicht mehr ihre Schlachtopfer den Bocksdämonen schlachten, denen sie nachhuren (3.Mo 17, 7). Geopfert werden sollte im neuen Zelt der Begegnung: Einen Altar von Erde mache mir, darauf du dein Brandopfer und Dankopfer, deine Schafe und Rinder opferst. Denn an welchem Ort ich meines Namens Gedächtnis stiften werde, da will ich zu dir kommen und dich segnen. (2. Mose 27.1).
Solch ein Kulturwandel war nur zu bewerkstelligen, indem Gott Mose in allem unterrichtete und wie mit einem Freund redete. Man kann nun nicht nach heutigen Maßstäben messen. Die Mosegeschichte ist etwa 1480 v.Ch. anzusiedeln. Tieropfer, wenn nicht gar Menschenopfer, gehörten in der Zeit zum Normalfall des Götterkultus. Es mussten noch einige hundert Jahre vergehen bis es im Psalter heißt: Opfer und Speisopfer gefallen dir nicht; aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer (Psalm 40, 7). Aber selbst die Psalmschreiber waren sich in dem Punkt noch nicht einig.
Jedoch, die Schlachtopfer waren nur die zeitgemäße äußere Form. Man sollte sich von ihnen nicht zu den Götzen führen lassen. Im Detail findet sich Gott. Zum Beispiel im Bild es "Erstlings" (2.Mose 34, 19ff). Alles, was zuerst den Mutterschoß durchbricht, ist mein, sagt Gott, sei es Ochse oder Schaf. Aber den Erstling des Esels sollst du mit einem Schaf lösen. Wieso Ochse, Schaf und Esel? Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn (Jes 1, 3). Die Stärke des Ochsen, die Wehrlosigkeit des Schafes, der Esel, das Lasttier. Jesus schickt seine Jünger, um den lastbaren Esel zu lösen, mit dem er, der Starke, als wehrloses Lamm in Jerusalem einzieht (Mt 21, 2).
Alle Erstgeburt unter deinen Söhnen sollst du lösen, sagt Gott. Niemand soll leer vor mir erscheinen (2.Mose 34, 19-20). Gott erhebt Anspruch auf den "Erstling". Den Menschen gibt er die Möglichkeit, ihre Söhne abzulösen, seinen eigenen Sohn aber fast 1500 Jahre später nicht. Jesus, der in allem der Erstling ist, löst die Sitte der Schlachtopfer. In ihm wird alle heidnische Tradition überwunden. Ab Jesus, mit seiner Auferstehung, wird in Jesus des Namens Gottes gedacht. Auf den Altären löst das Kreuz die Brand- und Dankopfer ab.
Ostern ist schon lange vorgedacht: Du sollst das Blut meines Opfers nicht opfern neben gesäuertem Brot, und das Opfer des Osterfestes soll nicht über Nacht bleiben bis an den Morgen (2.Mose 34, 25). Das "du sollst" hält der Mensch später wie meistens nicht ein: Jesu Blut wurde neben Verbrechern vergossen, neben gesäuertem Brot. Und das Opfer des Osterfestes soll nicht über Nacht bleiben. Das ist eingetroffen, da war Mensch nicht gefragt, so konnte es sein.
Blut spielt in den mosaischen Opferriten eine große Rolle. Mit dem Blut der Opfertiere wurde der Altar besprengt. Denn: Des Leibes Leben ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, dass eure Seelen damit versöhnt werden. Denn das Blut ist die Versöhnung, weil das Leben in ihm ist (3.Mose 17, 11-12). Bei den Tieropfern werden Körper und Blut geopfert, zum Gedächtnis Gottes, zum Dank, zur Ablösung und Vergebung von Schuld und Sünde.
Jesus hat zu genau gleichem Zweck das Abendmahl eingesetzt: Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahl, und sprach: Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird (Lukas 22, 19). Alter Ritus wird durch neuen Ritus abgelöst, alter Bund durch den neuen Bund, alter Wein in neuen Schläuchen, Blut wird durch Wein abgelöst. Das zweite Testament ist eine Erneuerung, im doppelseitigen Sinn, des ersten Testaments, eine Modernisierung, eine Aktualisierung, die durch Jesus in die Welt gebracht wird. 
Lieber Luther, eigentlich bin ich noch beim Vorwort, so mächtig und gehaltvoll sind die Beschreibungen der Brand, Dank-, Speis-, Schuld- und Sündopfer und der dazugehörigen Riten, so viele Parallelen und Schlüsse könnte man zu Jesus und zum Neuen Testament ziehen. Man könnte ein Buch damit füllen. Es ist schade, dass im oberflächlichen Betrachten der Schlachthandlungen der tiefe Sinn von oberflächlicher Empörung verdeckt wird. Das Alte, richtiger das Erste Testament ist nicht veraltet. Es sagt uns viel, wir müssen es nur wieder verstehen lernen. Gott denkt in anderen Kategorien. Das leiblich-fleischliche spielt für ihn keine Rolle, ihm geht es nur um das Geistige.
Lieber Luther, es ist unmöglich, alles, was mir so durch die Sinne schwebt, in so einem kurzen Brief zu erzählen. Eines mag ich aber, da wir auf Ostern zusteuern, nochmals aufnehmen: Gott sagt: Des Leibes Leben ist im Blut, das Blut ist die Versöhnung, weil das Leben in ihm ist. Ich will darüber nachdenken, was daraus für das Ostergeschehen zu lernen ist. Mal sehen…. 
Herzliche Grüße
Deborrah

Sonntag, 9. März 2014

HERRlichkeit

Lieber Luther,
wenn man die Exodus –und Levitikus-Kapitel in der Bibel liest, die kapitellangen Beschreibungen, wie das Heiligtum zu bauen ist und wann welche Speis-, Trank-, Sündopfer etc in welcher Weise darzubringen sind, dann fragt man sich, sagt mir das heute noch etwas? Insbesondere die Kapitel über die Opfer triefen vor Blut. Manch einen wird es angeekelt verschütteln, wenn er das liest. Wieso steht das in der Bibel? Wieso in der Ausführlichkeit?
Lange hatte ich Zweifel. Aber, es ist wie immer mit der Bibel, nachdem ich Kapitel um Kapitel an mir vorbeiziehen habe lassen, ist mir im Lichte des Morgens heute morgen doch der Sinn aufgegangen.
Blenden wir zurück. Es herrscht eine Hungersnot über große Landstriche hinweg. In Ägypten waltet zum Segen aller der verkaufte Joseph. Also zieht das Haus Jakob unter der Protektion Josephs zu den Ägyptern, um nicht zu verhungern, als Fremdlinge in die Fremde. Über die Jahre vermehren sich die Hebräer stark, Ägypten überfremdet nach dem Empfinden des neuen Pharaos. Natürlich hat Gott seine Finger im Spiel. Er will zeigen, dass er der HERR ist und so kommt es zum Machtkampf, den natürlich Gott gewinnt. Schließlich, verzichtet der Pharao auf die Arbeitskraft der Hebräer und lässt sie aus Ägypten gehen.
Was war der Sinn der Übung, wieso hat Gott dem Pharao das Verständnis verschlossen und warum mussten die zehn Plagen über Ägypten kommen? Gott erklärt es Mose: Ich bin der HERR und bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott; aber mein Name HERR ist ihnen nicht offenbart worden (2.Mose 6, 2). Es geht darum, dass Gott zwar als Gott bekannt ist, aber seine Herrschaft und Herrlichkeit ist noch nicht etabliert in dieser Welt, es ist bisher nur Einzelnen bekannt, was er vermag. Bis dahin hatte Gott noch kein Volk, er hatte ein Haus.
Deshalb erklärt Gott Mose weiter: Ich will euch annehmen zum Volk und will euer Gott sein, dass ihr erfahren sollt, dass ich der HERR bin. Er will sein Volk sammeln und es in sein gelobtes Land führen, er will sein Volk aus den Beschwernissen führen, es erlösen durch seinen ausgestreckten Arm und große Gerichte (2.Mose 6, 6-7). Gott will durch Zeichen, Wunder und Taten zeigen, dass er der HERR ist, er will seine HERRschaft und seine HERRlichkeit aufrichten. Er tritt aus dem Haus Jakob heraus und wird Gott des ganzen Volkes Jakob, das der Hausgröße entwachsen ist. Gott macht sich offenbar als HERRscher seines Volkes.
Vor diesem Hintergrund ist auch das Weitere zu verstehen. Eine solch große Menschenzahl ist nicht mehr wie ein Haus zu führen, es bedarf der verbindlichen Regeln des Zusammenlebens, aber auch der verbindlichen Regeln des Lebens mit Gott. Ganz offensichtlich wird das, als Mose, wie von Gott befohlen, für 40 Tage auf den Berg Sinai steigt. Was sich dann abspielt, ist kaum zu glauben. Aaron, der von Gott erwählte Priester, der zurückgeblieben war, der Stellvertreter Moses, mit aller Autorität ausgestattet, baut auf Verlangen des Volkes ein goldenes Kalb, um es anzubeten. Aaron hat nicht die Kraft und Einsicht, gegenzuhalten und das zu verhindern (2.Mose 32, 1-6). Es ist offensichtlich, dass Regeln her müssen, um Gott Gott sein zu lassen. Genau dashalb hat er auch Aaron das Kalb bauen lassen: Die Natur des halsstarrigen Volkes Gottes sollte sichtbar und gebrandmarkt werden.
Gott hat das schon vorhergesehen. Alles, was er Mose auf dem Berg hat verstehen lassen, ist darauf gerichtet, das Wesentliche "mit dem Finger Gottes" auf zwei steinerne Tafeln geschrieben. Als Gott gewahr wird, dass sein Volk in Moses Abwesenheit schon von ihm abgefallen ist, schickt er Mose vom Berg, um Gott wieder Gehör zu verschaffen. Als Mose sieht, was passiert ist, zerbricht er vor Zorn die Gesetzestafeln (2.Mose 32, 19). Den Zorn Gottes hatte er vorher schon umgebogen. Er hatte vor Gott für sein Volk gefleht, und – was sehr selten ist – Gott ließ sich von Mose umstimmen: Also gereute den HERRN das Übel, das er drohte seinem Volk zu tun (2.Mose 32, 14).
So macht sich Mose unverzüglich daran, durch Regeln und Riten eine Ordnung aufzubauen, die das Volk offensichtlich brauchte, um einigermaßen friedlich zusammenzuleben und glauben zu können. Es brauchte sichtbare Zeichen auch der Gottesherrschaft. Um zu verhindern, dass das Volk goldene Kälber baut und falsche Götter anbetet, baute er als sichtbares Heiligtum die Bundeslade, das Priestertum wurde eingeführt, mit Aaron als erstem Priester, quasi eine Standesordnung errichtet. Die Priester sollten sichtbar Priester sein, mit prächtiger Ausstattung an Gewändern Gottes HERRlichkeit repräsentierend, herausgehoben vom Volk, ernährt durch die dargebrachten Speiseopfer. Dann wurden Opferriten eingeführt, die in allen Einzelheiten beschrieben sind, zur Versöhnung von den Sünden und den Missetaten des Volkes.
Diese so Blut triefenden Opfer haben es in sich, lieber Luther. Es lohnt sich sehr, hinter die Oberfläche zu schauen. Davon will ich dir – damit ich dir heute die Zeit nicht zu lange stehle - morgen berichten. Vor dem beschriebenen Hintergrund werden sie verständlich und haben auch heute noch eine Aussage und Botschaft und auch eine Verbindung zu Jesus.
Lieber Luther, apropos Botschaft, aber da sage ich dir sicher nichts Neues: Es geht – wie ich schon öfter geschrieben habe – auch in diesem Bibelabschnitt ganz und gar nicht um einen Historienbericht, es geht darum, verständlich zu machen, zu verbildlichen, was der Kern des christlichen Glaubens, des Glaubens an unseren Gott ist. In den Mosekapiteln soll uns verständlich gemacht werden, was "Gottes HERRschaft" heißt. Wie sollten wir es auch sonst wissen?
Herzliche Grüße
Deborrah

Sonntag, 2. März 2014

Was passiert da bloß?

Lieber Luther,
im Zuge meines Bibelleseplans bin ich nun bei Mose gelandet und man fragt sich schon nach wenigen Kapiteln, was passiert da bloß? Plötzlich weht ein ganz anderer Geist.
Das Buch Genesis ist mit dem Tod Josephs zu Ende, der Glaube an Gott ist gegründet, die Grundlagen gelegt. Eine Ära im Verhältnis Gottes zu den Menschen geht zu Ende, eine neue beginnt. Joseph, der Mann, der als Fremdling und Diener nach Ägypten kam und Gott und Mensch dienend zum Herrn über Ägypten aufstieg, steht am Ende dieser ersten Ära.
Mit dem Tod Josephs und des Pharaos ändern sich die Zeiten schlagartig. Es fühlt sich an wie eine zweite Vertreibung aus dem Paradies. Aus friedlichem und fruchtvollem Zusammenleben wird Unterdrückung, aus Vertrauen Misstrauen, aus Verständnis Hass. Die Nachkommenschaft Jakobs macht sich auf, in das neue gelobte Land zu ziehen. Sie sind immer noch unterwegs, wir sind immer noch unterwegs.
Der Protagonist dieser neuen Welt und dieser neuen Umstände ist Mose, der aus dem Wasser gezogene (2. Mos 1ff). Da der Pharao eine Überfremdung fürchtete, gebot er, alle männlichen Nachkommen der Hebräer zu töten. Mose wird, um ihn zu retten, von seiner Mutter ausgesetzt, von der Tochter des Pharaos aufgefunden und aufgezogen. Als Mose erwachsen ist, sieht er, wie einer seiner Brüder von den Ägyptern geschlagen wird, erschlägt kurzerhand den Ägypter und verscharrt ihn. Das bleibt nicht verborgen und so muss er vor dem Pharao fliehen. Moses Geschichte, diese neue Ära mit Gott, beginnt, ganz ähnlich wie die erste Ära, mit Mord, Totschlag und Flucht.
Mose flieht nach Midian und findet Zuflucht und eine Frau bei dem dortigen Priester. Seinen ersten Sohn nannte er Gersom, ich bin ein Fremdling geworden in fremden Land. Ein doppelter Fremdling sozusagen. Gottesmenschen waren und sind immer Fremdlinge.
Dann hat Mose seine erste Begegnung mit Gott, am Berg Horeb, beim Dornbusch. Gott hat das Wehklagen der Kinder Israel gehört, ihr Leid erkannt, und gibt Mose den Auftrag, sein Volk aus Ägypten zu führen, in ein gutes und weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Gott sendet Mose zum Pharao, um die Freilassung der Kinder Jakobs zu erwirken. Aber Mose ist nicht Joseph. Mose zweifelt. Wieso sollte der Pharao mir glauben? Oder die Kinder Israel? Wer bin ich denn? Was soll ich ihnen sagen, wenn sie mich fragen, wie der Name dessen ist, der mich zu ihnen gesandt hat? So beschreibt Gott für Mose sich selbst:
Sage ihnen, der ICH WERDE SEIN, DER ICH SEIN WERDE hat mich geschickt. Der HERR, eurer Väter Gott, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Das ist mein Name ewiglich, dabei soll man mein Gedenken für und für (2.Mose 3,14-15).
Gott gibt sich keinen Namen, Gott ist der, der er ist und der, der er sein wird, der Nichtfassbare, der Nichtbenambar, der, der sich im Augenblick und im zukünftigen Augenblick zeigt.
Das ist der Anfang einer langen Freundschaft zwischen Mose und Gott und einem halsstarrigen Volk. Gott weiß im Voraus, dass der Pharao die Kinder Israel nicht so ohne weiteres ziehen lassen wird, "außer durch eine starke Hand", seine starke Hand. Er wird dem Pharao und den Kindern Israel seine starke Hand zeigen, er wird ihnen zeigen, dass er der HERR ist.
Mose ist das alles zuviel und so nimmt er den Auftrag zunächst nicht an, er diskutiert mit Gott. Sie werden mir nicht glauben und meine Stimme nicht hören, wendet er ein. Und wie Jesus bei seinen Jüngern so muss auch Gott den Glauben in Mose stärken. Als sichtbares Zeichen gibt er ihm einen Stab, einen Wunderstab, Gottes starke Hand. Er lehrt Mose, was Gottes starke Hand zu bewegen mag und dass er Vertrauen in sie setzen kann. Der Stab ist das sichtbare Zeichen hierfür. Mit dem Stab führt Mose Gottes starke Hand verbildlicht immer mit sich, vermag mit ihm Dinge zu vollbringen, die nur Gottes starke Hand vollbringen können.
Aber selbst alle sichtbaren Zeichen reichen nicht aus, um Mose für seinen Auftrag zu begeistern. Er ahnt wohl schon, was auf ihn zukommt. Mose entgegnet Gott, er sei für diesen Auftrag nicht redegewandt genug. Gott redet ihm zu: So geh nun hin, ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du sagen sollst. Mose bleibt stur: Mein HERR, sende, wen du willst, aber nicht mich.
Da reißt Gottes Geduldsfaden und er wird sehr zornig über soviel Renitenz seines Auserwählten. Er stellt ihm den sprachgewandten Aaron zur Seite. Aaron soll zum Sprachrohr Moses werden. Und weiter erklärt Gott Mose: Und ich will mit deinem und seinem Munde sein und euch lehren, was ihr tun sollt. Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein, und du sollst sein Gott sein (2.Mose 4,16).
Ja, so steht es da. Gott gibt Mose göttliche Prokura. Er sagt tatsächlich zu ihm: Du sollst für Aaron Gott sein. Er gibt ihm als Insignium seiner göttlichen Macht einen Stab, einen Stab, mit dem er Wunder bewirken kann, der für seine Macht steht. Mose wird mit der Macht Gottes ausgestattet. So wie später Jesus.
Mose nimmt seine Frau und seine Söhne und führt sie auf einem Esel nach Ägypten, den Stab Gottes in seiner Hand (2.Mose 4,20). Auch Joseph führt einen Esel mit Frau und Kind nach Ägypten. Der Stecken und Stab, den Jesus in der Hand hat, ist der Stecken und Stab des Trostes.
Man ahnt, dass Mose sich hier zu einer schwierigen Mission aufmacht, Schafhirte gegen Pharao. Aber, es wird noch schwieriger, als es so schon scheint. Gott hat seine eigenen Spielregeln. Er verstockt das Herz des Pharaos, so dass er die Israeliten nicht ziehen lassen wird. Das ist von vornherein klar, Gott ist Mose gegenüber darin ganz transparent. Er verschweigt nichts. Mose soll dem Pharao ausrichten: Israel ist mein erstgeborener Sohn und wenn du meinen Sohn nicht ziehen lässt, will ich deinen erstgeborenen Sohn erwürgen.
Lieber Luther, das verspricht noch spannend zu werden. Ich habe das Gefühl, ich habe noch gar nicht angefangen von dem zu schreiben, was ich eigentlich schreiben wollte. Mein Notizzettel ist noch völlig unabgearbeitet. Die in der Bibel beschriebene neue Ära mit Gott macht schon nach wenigen Kapiteln betroffen. Mord, Totschlag, Flucht, Unglaube, Renitenz gegen den Auftrag Gottes, ein Gott, der verstockt und die Ohren verschließt. Fast hat man den Eindruck, ab Mose ist Gott mit seinem Volk in der Lebenswirklichkeit angelangt, Gott macht sich auf eine lange Glaubensreise mit seinem ungläubigen Volk.
Den Brief geschlossen und die Frage völlig offen: Was passiert da bloß?
Aus meiner Antwortsuche hoffentlich bald mehr.
Herzliche Grüße
Deborrah