Lieber Luther

Lieber Luther

Montag, 21. Januar 2013

Das dritte Weihnachten


Lieber Luther,
wir stehen wieder einmal vor Weihnachten und ich will dies zum Anlass nehmen, Dir wieder einmal zu schreiben. Wir warten auf die Ankunft des göttlichen Kindes. Alle Jahre wieder sollen wir uns erinnern, dass dieses göttliche Kind uns aus höchstem Schöpferwillen geboren ist. Es ist ein Geschenk an uns. Was will Gott uns damit sagen, an was will er uns erinnern?
Ich habe gerade die Schöpfungsgeschichten nochmals gelesen: Mose und Johannes. Gott hat das „Gut“ geschaffen („und er sah, dass es gut war“) und der Mensch war der letzte Teil davon. Er kam am Ende der Schöpfung.
Am Anfang stand Himmel und Erde. Die Erde war leer. Nur Geist und Wasser als Quelle des Lebens. Daraus gebar er das Licht: „Ich bin das Licht der Welt“, das die Finsternis erhellt. Damit war alles geschaffen, aus dem sich der Rest zunächst zeitlos entwickelte, da die Zeit noch nicht existierte. Sie ist erst mit dem Menschen und seinem Verstand geworden. Aus göttlichem Schöpfergeist und Lebensquell ist etwas geboren. Das war das erste Weihnachten.
Gott sagt, nachdem er den Menschen geboren hat: „herrscht und macht die Erde euch untertan“, weil er den Menschen sich zum Bilde schuf, er, der Herr. Und er gab dem Menschen auch das Wort - die Sprache - und einen Willen. Damit setzt er den Menschen über den Rest der Schöpfung, deshalb kommt er auch zuletzt, als der komplexeste Teil sozusagen, als sein Ebenbild.
Im Unterschied zum Rest der Schöpfung sprach er von Beginn an zu den Menschen. Er belehrte sie von Anbeginn, was sie zu tun hatten.
Im Grund ist es das gleiche wie bei Johannes, nur anders ausgedrückt: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott ward das Wort“. Das meint den göttlichen Schöpfungswillen, denn „in ihm war das (göttliche) Leben, und das (göttliche) Leben war das Licht der Menschen.“ Oder Gott „sprach es werde Licht“.
Aber nur das göttliche Leben ist das Licht der Menschen. Daneben gibt es von Beginn an auch die Finsternis und das Dunkel. Gott hat dem Menschen nach seinem Ebenbild einen Willen gegeben. Da es ein menschlicher Verstandeswille ist, ist er von Anbeginn begrenzt, eingeschränkt, fehlerhaft, subjektiv.
Von Anfang an hat Gott den Menschen auch Ohren gegeben zu hören, aber sie haben nicht gehört, damals nicht und heute nicht, von Anbeginn der Zeit nicht. Das macht den Menschen zum Menschen und unterscheidet ihn von Gott. Der Mensch ist ein begrenztes Ebenbild Gottes.
Oder, wie Johannes schreibt: Das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht begriffen. Das ist der begrenzte Mensch.
Adam und Eva haben nicht auf Gottes Wort gehört, sondern nach eigenem Gusto gehandelt. Sie haben vom Baum der Erkenntnis gegessen und konnten fortan zwischen Gut und Böse unterscheiden und damit gut und böse handeln, nach eigener Entscheidung und in eigener Verantwortung. Das macht den Unterschied: Während Gott das ewige Gut ist, das Licht, das Leben, ist der Mensch das ewige Gut und Böse, Licht und Dunkel, Leben und Tod, ohne Ausnahme.
Auch nach dem Sündenfall – das heißt auch wenn der Mensch große und kleine Sünden begeht - ist Gott noch da: er macht Adam und Eva höchst selbst Röcke aus Fellen und kleidet sie, er hüllt sie ein, damit sie trotz ihrer bösen Charakterzüge nicht schutzlos sind. Das Paradies hat der Mensch von Anbeginn selbst verspielt. Das Gut und Böse ist in der Welt durch den Menschen selbst, die kindliche Unschuld verloren, der Mensch muss sich von da an vor Gott für das, was er tut, verantworten. Mit den Beschwernissen, die er der Menschheit auferlegt, legt er die Entscheidung, wie der Mensch auf sie reagiert, in Menschenhand. Sie liegt beim Menschen, nicht bei Gott. Nicht nur der Mensch, auch Gott blickt, wenn er den Menschen anblickt, in gut und böse, sein Ebenbild ist gut und böse geworden und er muss es aushalten.
Von Anbeginn ist es so, dass es Menschen gibt, die ihn hören und die versuchen danach zu handeln, was sie verstanden haben. „Wer Ohren hat zu hören, der höre ...“. Diese Menschen haben bereits in ihre eigenen Abgründe geschaut, so dass sie angefangen haben sich zu schämen, vor sich selbst, vor Gott, vor ihren Mitmenschen. Und Gott kleidet und schützt sie in ihren Beschwernissen und Abgründen.
Von Anbeginn ist es aber auch so, dass es Menschen gibt, die sich nur nach dem eigenen Willen richten, die die göttliche Stimme übertönen und überstimmen, sein Wort nicht hören wollen. Sie ziehen die eigenen Erkenntnisse dem göttlichen Wort vor und entscheiden sich damit gegen Licht und Leben. Sie werden unter Schmerzen ihre Kinder gebären, d.h. nur unter viel Schmerzen wirkliches (göttliches) Leben in ihre Welt bringen - unter Schmerzen, aber sie können es. Die Möglichkeit steht ihnen offen.
Der Mensch hat menschlichen Willen und Verstand. Es ist seine Entscheidung, welchen Teil er wählt. Wenn er sich für den guten Teil entscheidet, webt Gott sein schützendes Kleid, auch in den Anfechtungen und Versuchungen der Beschwernisse. Entscheidet er sich für den anderen Teil, wird nichtsdestotrotz der Tag kommen, an dem er vor seinen Abgründen steht. Je unvorbereiteter er dies tut, desto mehr Schmerzen wird ihm das bereiten. Spätestens im Sterben wird er nicht mehr ausweichen können. Da wird ihm sowohl sein Gutes als auch sein Schlechtes unerbittlich vor Augen kommen. Er wird durch die Hölle seiner Abgründe gehen müssen.
Um das Gut beim Menschen wieder über das Böse siegen zu lassen, ist Gott unermüdlich. Er belehrte die Menschen von Anbeginn. „und Gott sprach zu ihnen ...“. Dies tat er, tut er und wird es tun, bis das Gute über das Böse gesiegt haben wird. Das liegt nur in göttlichem (Durchhalte-) Vermögen, ein Mensch vermag das in seiner beschränkten Endlichkeit nicht.
Um den Menschen die Erkenntnis von Gut und Böse zu öffnen und vom Böse zum Gut zu führen, konfrontiert er sie seit Anbeginn mit ihrer Bösheit. Adam und Eva hat er konfrontiert, Kain und Abel, das Volk Israel, Mose, alle Propheten und Heiligen.
Er hat sogar in Jesus sein reines Ebenbild als Mensch geboren, um den Menschen Gut und Böse in der bösen Behandlung des Guten vor Augen zu führen, um sie mit seinem göttlichen Wort aus Menschenmund zur Umkehr zu bewegen. Er hat sich in seinem Sohn geopfert, um ein sichtbares Zeichen zu setzen, das die Menschen verstehen können. In Jesu Auferstehung wollte er uns vor Augen führen, das das göttliche Gut über das Böse und unsere Abgründe am Ende siegt. Alles in Menschenform, so dass es für Menschen besser und anschaulicher fassbar ist als wenn es außerhalb jeglicher Form geschieht. Formlos erschließt sich das nur wenigen.
Hier schließt sich der Schöpferkreis zu Weihnachten: Indem er uns aus seinem Geist ein Kind geboren hat, eines aus Fleisch und Blut wie jeder Mensch, hat er uns ein begreifbares, anfassbares Zeichen geschickt für das Gute, nämlich sich selbst in Menschengestalt. Schau her Mensch, auch so kann ein Mensch sein – ganz ohne Böses. Das war das zweite Weihnachten.
Jedes Jahr sollen wir an Weihnachten daran erinnert werden und wie weit weg sind wir doch davon. Gut, dass wir aus Gott in Gott geboren seine Kinder sind. Nur Elternliebe kann soviel Schmerz über die Torheit der Kinder aushalten.
Was heißt das nun, bezüglich der Frage, was Gott mit uns an Weihnachten will? Er will uns zum göttlichen Gut führen, zu seinem Ursprung, hin zum „sehr gut“ seiner Schöpfung, die sie in ihrem Ursprung ist. Er will uns zur Krippe führen und wir sollen still und klein werden und ganz nah an sie heranrücken, so dass uns der Atemhauch des göttlichen Kindes erfassen kann und es uns seinen Atem des ewigen Gut einhauchen kann. Wenn das jeder tut, ist Friede auf Erden und ein Wohlgefallen unter den Menschen, dann ist das dritte Weihnachten.
Gottes Atem möge dieses Jahr an Weihnachten viele Menschen streifen, uns eingeschlossen.
Ich wünsche Dir ein gesegnetes Weihnachtsfest mit einem Platz ganz nahe an der Krippe!
Herzlich Deine
Deborrah

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