Lieber Luther,
die Menschen sind reichlich verwirrt, wenn es um Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten geht. Sie sind verwirrt, weil sie nicht verstehen, was gezeigt werden soll, weil sie personal fleischlich denken. Wie weit dieses Denken von der Denke Jesus entfernt ist, habe ich dir schon viele Male geschrieben. Jesus interessiert das Fleischliche nicht, weil es vor Gott hinderlich ist. Er versucht immer das Augenmerk davon wegzulenken. So ist es auch mit seiner sog. Himmelfahrt. Was will mit diesem Bild gesagt sein?
Nikodemus ist Oberster der Juden und erkennt – als einer der wenigen seiner Zunft – Jesus. Er sagt: Niemand kann die ZEICHEN tun, die du tust, wenn Gott nicht mit ihm ist (Joh 3, 1-11). Jesus antwortet: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht SEHEN. Was vom Fleisch geboren wird, das IST Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das IST Geist. Deshalb sage ich dir, der du vom Fleisch geboren bist, du musst neu vom Geist geboren werden, damit du in das Reich Gottes kommen kannst. Aber: Der Wind bläst wo er will, du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ergeht es jedem, der aus dem Geist geboren ist.
Wie kann das zugehen? fragt Nikodemus. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, sagt Jesus, wir reden, was wir wissen, und zeugen, was wir gesehen haben; und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Ihr glaubt mir nicht, wenn ich von Irdischem rede, wie willst du mir glauben, wenn ich von Göttlichem rede, das du nicht mit eigenen Augen siehst, mit eigenen Ohren hörst, mit deinem Verstand nicht fassen kannst? Und dann der Satz, der den Bogen zu Himmelfahrt schlägt: Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, denn der vom Himmel herabgestiegen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel IST. Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss der Sohn des Menschen ERHÖHT werden, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss auch der Menschensohn erhöht werden. Mose stand wieder einmal einem rebellierenden Volk gegenüber. Es beschwerte sich über das dauernde Wüstenmanna, ihrer Seele ekelte es. Gott war über das Anspruchsdenken und die Verachtung gegenüber seinen Gaben erzürnt und schickte feurige Schlangen, heißt hielt den Versucher nicht ab, der vielen den Tod brachte. Dieses sichtbare Zeichen wurde dann verstanden, Demut kehrte ein – wir haben gesündigt. So baten sie Mose, für sie zu bitten. Mose bat immer für sein Volk, was immer sie taten. Gott sagte zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und tu sie auf einen Stecken; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ANSIEHT, der wird am LEBEN bleiben (4.Mose 21, 4-9).
Es geht um das Zeichen und es geht um das Sehen. Die Sünden werden auf Gottes Stecken gesteckt und sichtbar, sie werden erhöht auf dem Stecken, wer diese Erhöhung der Sünden sieht, der wird leben, wird vom Schlangenbiss gesunden, wird wieder heil werden. Die Schlange wurde sozusagen bildlich aufgespießt und indem die Sünden von den Sündern in der Erhöhung angesehen werden, gesunden sie. Sie müssen die Schlange auf dem Stecken ansehen, um zu gesunden. Dies ist nur möglich, weil Gott es möglich macht, ihnen auch den Blick für ihre Sünden schärft.
Jesus ist gefragt worden, wer er ist. Er sagt: Ich bin von oben her, ihr von unten her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Wenn ihr mir nicht glaubt, dass ich von oben bin, werdet ihr in euren Sünden sterben. Der mich gesandt hat, ist wahrhaftig und was ich von ihm gehört habe, das rede ich vor der Welt. Die Jünger verstanden dieses Wort nicht und so sagte Jesus: Wenn IHR den Sohn des Menschen ERHÖHT haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es sei und nichts von mir selber tue, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, das rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt (Joh 8, 23-29).
Und es kam eine Stimme vom Himmel: ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Das Volk ist verwirrt, wie kann das sein? Jesus sagt: die Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen. Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und ich, wenn ich ERHÖHT werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen. Und wieder ist das Volk unverständig: Es heißt doch, Christus bleibe ewiglich, wieso muss der Menschen Sohn dann erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Jesus versucht zu erklären: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt euch, so lang ihr das Licht (noch physisch) habt, dass euch die Finsternis, das Böse, der Versucher nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hin geht, weil er in der Finsternis das Licht nicht sieht, das ihm den Weg weisen kann. Während ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichts werdet (Joh 12, 28-36).
Jesus will sagen: Ihr braucht keine eherne Schlange mehr als Zeichen und als Bild, mit dem ihr daran erinnert werdet, dass, wenn ihr eure Sünden anseht und bereut, Gott sie dann vergibt. Ihr habt mich, ihr habt Gottes Wort, das ich euch gebracht habe, ich bin das Licht, das ihr seht, das Brot, das ihr essen könnt. Bleibt im Wort und in der Wahrheit, dann ist der Fürst der Welt, die Schlange, vom Stecken gestoßen. Ich habe eine andere Qualität als eine eherne Schlange, ich bringe euch Gottes Wort, seine Wahrheit vor eure Augen und Ohren, reduziere Gott nicht auf die Vergebung der Sünden. Durch mich könnt ihr wissen, wenn ihr mir glaubt, was vor Gott wichtig ist, wie der Weg zu ihm ist. Gott erhöht mich, der in allem seinen Willen tut, und ich ziehe euch in seine Höhe, wenn ihr an mich glaubt und mir nachfolgt. Es spielt sich alles im Unsichtbaren ab, deshalb nehmt mich zum Zeugnis, glaubt, dass, was ich sage, IST, wie ich es sage.
Das Heilige ist aber in der Höhe, deshalb muss alles, was heilig ist und sein will, erhöht werden: Und du, Menschenkind, zeige dem Haus Israel den Tempel an, dass sie sich schämen ihrer Missetaten, und lass sie ein reinliches Muster davon nehmen. Und wenn sie sich nun alles ihre Tuns schämen, so zeige ihnen die Gestalt und all seine Gesetze; und schreibe es ihnen vor, dass sie alle seine Weise und alle seine Sitten halten und danach handeln. Das soll aber das Gesetz des Hauses sein: Auf der Höhe des Berges, soweit ihr Umfang ist, soll das Allerheiligste sein (Hes 43, 10-12).
Der Auferstandene sagt zu Maria von Magdala: Umfasse mich nicht, denn ich bin noch nicht zu meinem Vater aufgefahren. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott (Joh 20, 17). Jesus ist noch nicht zu seinem Vater zurückgegangen, er ist im Zwischenstadium zwischen Fleisch und Geist, noch nicht erhöht. Maria kann ihn erst wieder umfassen, wenn er die Transformation abgeschlossen hat, ganz im Geist wiedergeboren ist. Dann kann sie ihn grenzenlos umarmen und der Geist sie. Und was Jesus hier auch sagt: Es ist mein Vater und euer Vater, mein Gott und euer Gott. Wie ich erhöht werde von meinem Vater, werdet auch ihr erhöht werden von meinem Vater. Ich ziehe euch zu mir, indem ich das Zeichen und das Zeugnis dafür bin. Ich gehe euch auch darin voran.
Himmelfahrt meint, lieber Luther, Erhöhung, heißt Aufnahme in den Himmel, heißt Wiedergeburt im Geist, heißt das Reich Gottes SEHEN. Erhöhung durch Jesus heißt, Gott positiv durch sein Wort festhalten, nicht negativ in der Sündenvergebung. Jesus erhöhen heißt sein Wort auf den Stecken stecken, nicht die sündige Schlange. Wenn ihr mir nachfolgt, überwindet ihr die Schlange und folgt mir in die Erhöhung. Das ist die Verheißung. Wer hinaufsteigt in die Erhöhung, ist auch herabgestiegen in die Niederungen. Wer als Menschenkind erhöht werden will, muss aus Gottes Geist und Wille geboren sein, und, wenn das Fleisch abgelegt wird, wieder in Gottes Geist neu geboren werden.
Lieber Luther, so hoffen und beten wir, dass auch wir einmal unseren ganz persönlichen Himmelfahrtstag haben, dass unser Himmelfahrtswagen von Jesus gezogen wird, dass auch wir in der Höhe ankommen. Egal ob wir uns das als Bollerwagen, Feuerwagen, Wolke oder sonstwie vorstellen: Es sind Bilder für das ansonsten Unbeschreibbare.
Herzliche Grüße
Deborrah
Deborrah
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