Lieber Luther

Lieber Luther

Sonntag, 3. November 2013

Falsche Schwüre

Lieber Luther,
wenn wir denken, etwas besonders ehrlich zu meinen, schwören wir. Bei der Vereidigung von Politikern, Richtern, Soldaten, wird geschworen, auf die Verfassung, auf die Bibel. Auch ewige Liebe wird geschworen, Treue. Wenn geschworen wird, beteuert derjenige der schwört, ich halte mich an das Gesetz, an die Verfassung, an den Bund.
Damit ist schon offensichtlich, Mensch sollte nicht schwören, den es ist schon vorprogrammiert, dass er nicht halten wird, was er gerade noch im Munde führt. Es geht, lieber Luther, um den Predigttext an diesem Sonntag: Matthäus 5, 33-37:
Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.
Jesus weist uns hier in unsere Schranken und will uns gleichzeitig vor uns selbst bewahren: Ihr sollt nicht falsch schwören bei meinem Namen und entheiligen den Namen deines Gottes; denn ich bin der Herr (3.Mose 19, 12), denn du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht (2.Mose 20, 7; 5 Mose 5, 11). Das steht im 2. Gebot.
Das heißt, du sollst nicht ein Versprechen abgeben, das du nicht hältst, das heißt, Gott nicht im Munde führen und gleichzeitig Lug, Trug, Betrug, Falschheit, Nichtigkeiten leben, in die Welt tragen. Denn was in der Welt ist, das IST und lässt sich nicht mehr rückgängig machen, es ist und bleibt mit dir und deinem Namen verbunden. Du sollst nicht Hinterhältigkeit, Bosheit, Lüge im Munde führen, denn so trägst du keine Frucht, so bist du Spreu, die der Wind hinwegfegt, so kommst du nicht in Gottes Tenne.
Erhebe, Mensch, nicht die Hand zum Schwur. Du kannst nicht halten, was du schwörst. Schwören heißt, einen Eid leisten, sich verpflichten vor Gott, sich bekennen zu Gott und der Wahrheit. Wer schwört und nicht einhält, den trifft Gottes Strafe. Gott mag es nicht dulden, dass man seinen Namen benutzt, um Lügen zu begründen, Meineide zu rechtfertigen, Falschheiten zu beschönigen.
Der Einzige, der Schwüre hält, ist Gott. Gott schwört und hält Treue zu den Menschen. Als Mose ihn an seinen Schwur erinnert, den er vor sich selbst abgelegt hat, Abraham und seinen Nachkommen das Land, das er ihnen verheißen hat, zu geben, tut Gott etwas, was er höchst selten tut: Er revidiert sein Urteil, das er schon gegen sein Volk gesprochen hatte (2.Mose 13-14). Gott ist treu und hält sein Wort. Es zeigt aber auch, wie ernst es Gott selbst mit der Worttreue nimmt, er sagt uns: Mein Wort ist mein Eid, mein Schwur, zu euch. Was ich sage, das werde ich halten. In dieser unumstößlichen Gewissheit und Wahrheit kann dies nur Gott versprechen.
Gott schwört bei sich selbst: Ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, dabei soll es bleiben: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören (Jes 45, 23). Der einzige, der diesen Eid einfordern kann, ist Gott. Das einzige, was zu sagen bleibt auf diesen eingeforderten Eid, ist ein doppeltes Ja: ein Ja zum Vater und ein Ja zum Sohn, zur ihrer Wahrheit und Treue, zu unserer Umkehr und Reue, und ein doppeltes Nein: ein Nein zur Lüge und zu allem Bösen.
Führe den Himmel nicht im Munde, berufe dich nicht auf Gottes Schöpfung, noch auf Gottes Stadt Mensch, denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Du überschätzt dich, wenn du auf etwas schwörst, das deinen Möglichkeiten entzogen ist. Das kommt allein Gott zu. Es wiegt doppelt schwer, wenn du dich auf Gottes Gesetz berufst und es dann nicht hältst (Sir 23, 11).
Lieber Luther, es heißt, Gottes Namen vergeblich führen, wenn man Gott den Herrn nennt, dabei falsch ist, obwohl das Herz es anders weiß, wie du selbst im Großen Katechismus schreibst. "Denn lügen und trügen ist an sich selbst große Sünde, wird aber viel schwerer, wenn man sie noch rechtfertigen will und sie zu bestätigen Gottes Namen anzieht und zum Schanddeckel macht, also, dass aus einer eine zweifältige, ja vielfältige Lüge wird".
Ja, Jesus wollte uns mit seiner Warnung vor uns selbst bewahren. Begnügt euch mit einem Ja oder Nein, ohne euch noch auf Gott zu berufen. Steht zu eurem Ja oder Nein. Doch selbst ein offenes Ja oder Nein, ein offenes Stehen, zu dem, was unser Herz sagt, fällt Mensch oft schwer. Und so betrügt er, sich und andere.
Tröstlich ist, lieber Luther, dass Gott in alle Herzen sieht, alle Wahrheit kennt und vor ihm jeder Betrug aufgedeckt wird, auch der Selbstbetrug. Auch wir sind davon nicht frei.
Herzliche Grüße
Deborrah

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