Lieber Luther,
Ich befürchte, mit meinem Brief heute setze ich mich bei Dir in die Nesseln. Aber Du kennst das ja von mir, was raus muss, muss raus.
Die Tageslosung von heute heißt:
Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich! (Jesaja 65,1)
Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich! (Jesaja 65,1)
Jesus geht zu den Heiden. Er ist bei denjenigen, bei denen es nicht offensichtlich ist, dass sie glauben, bei denen es man auf den ersten Blick nicht erwartet. Sein Verhältnis zum Kirchenestablishment, zu denen, von denen man per se annimmt, dass sie diejenigen sind, die Gottes Wort am ehesten verstehen und autorisiert sind, es auszulegen und zu verbreiten, war mehr als gespalten.
Im sechsfachen Weheruf gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten (Luk 11, 37-54) schleudert er ihnen entgegen:
Ihr Pharisäer haltet die Becher und Schüsseln auswendig reinlich, aber euer Inwendiges ist voll Raubes und Bosheit. Ihr Narren, meint ihr, dass es inwendig rein sei, wenn's auswendig rein ist? Doch gebt Almosen von dem, was da ist, siehe, so ist's euch alles rein.
Ihr Pharisäer haltet die Becher und Schüsseln auswendig reinlich, aber euer Inwendiges ist voll Raubes und Bosheit. Ihr Narren, meint ihr, dass es inwendig rein sei, wenn's auswendig rein ist? Doch gebt Almosen von dem, was da ist, siehe, so ist's euch alles rein.
Weh euch Pharisäern, dass ihr verzehnfacht die Minze und Raute und allerlei Kohl, und geht vorbei an dem Gericht und an der Liebe Gottes! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.
Weh euch Pharisäern, dass ihr gerne obenan sitzt in den Schulen und wollt gegrüßt sein auf dem Markt.
Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr seid wie die verdeckten Totengräber, darüber die Leute laufen, und kennen sie nicht!
Weh euch Schriftgelehrten! denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr rührt sie nicht mit einem Finger an.
Weh euch! denn ihr baut der Propheten Gräber; eure Väter aber haben sie getötet. So bezeugt ihr und willigt in eurer Väter Werke; denn sie töteten sie, so baut ihr ihre Gräber.
Weh euch Schriftgelehrten! denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und wehret denen, die hinein wollen.
Als er das zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und Pharisäer an, ihn hart zu bedrängen und ihm mit mancherlei Fragen zuzusetzen, und lauerten ihm auf und suchten, ob sie etwas aus seinem Munde erjagen könnten, das sie gegen ihn verwenden konnten.
Weh euch Pharisäern, dass ihr gerne obenan sitzt in den Schulen und wollt gegrüßt sein auf dem Markt.
Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr seid wie die verdeckten Totengräber, darüber die Leute laufen, und kennen sie nicht!
Weh euch Schriftgelehrten! denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr rührt sie nicht mit einem Finger an.
Weh euch! denn ihr baut der Propheten Gräber; eure Väter aber haben sie getötet. So bezeugt ihr und willigt in eurer Väter Werke; denn sie töteten sie, so baut ihr ihre Gräber.
Weh euch Schriftgelehrten! denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und wehret denen, die hinein wollen.
Als er das zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und Pharisäer an, ihn hart zu bedrängen und ihm mit mancherlei Fragen zuzusetzen, und lauerten ihm auf und suchten, ob sie etwas aus seinem Munde erjagen könnten, das sie gegen ihn verwenden konnten.
Ja, das ist Jesus, der so spricht. Welch ein Abrechnung mit der herrschenden Klasse der Kirchenmänner. Das konnten sie nicht auf sich sitzen lassen. Das war das wahre Todesurteil für Jesus. Die anderen Beteiligten waren Randfiguren in dem Spiel, das gespielt wurde.
Zusammengefasst:
Wehe, die ihr Dienst tut in meinem Namen
ohne wahre Nächstenliebe,
von persönlicher Bequemlichkeit, Eitelkeit und Sucht nach Anerkennung getrieben und
die Unbequemen ausgrenzt und in der Versenkung verschwinden lasst,
die ihr Totengräber der wahren Kirche und des Glaubens seid.
Wehe, die ihr Dienst tut in meinem Namen
ohne wahre Nächstenliebe,
von persönlicher Bequemlichkeit, Eitelkeit und Sucht nach Anerkennung getrieben und
die Unbequemen ausgrenzt und in der Versenkung verschwinden lasst,
die ihr Totengräber der wahren Kirche und des Glaubens seid.
Lieber Luther, ich glaube, das kommt Dir bekannt vor, auch wenn Du einer von Ihnen bist, die hier gemeint sind. Mir kommt das auch bekannt vor. Das macht die Testamente aus: Sie sind immer aktuell.
Jesus hat sich scharf von der theologischen Kaste abgegrenzt und Menschen außerhalb des theologisch-kirchlichen Establishments gefischt, "Heiden". Er hat seine Kirche außerhalb jeglicher Organisation und jenseits von Gesetz und herrschender Ordnung gelebt. Er war ein unbequemer Querdenker, der die theologischen Rollenträger herausforderte und provozierte.
Ist er uns darin ein Vorbild mit vielerlei Konsequenzen, wenn man es ernst nimmt? Was heißt das für das, was man im kirchlichen Sprachgebrauch Sakramente nennt? Braucht es dazu organisierte Kirche, theologische Rollenträger? Was unterscheidet sie im Glauben vor Gott von mir? Vor Gott sind wir doch alle gleich nackt.
Das ist nicht einfach zu beantworten. Darüber, lieber Luther, und die Konsequenzen, muss ich – wahrscheinlich noch lange - nachdenken.
Herzliche Grüße
Deborrah
Deborrah
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