Lieber Luther

Lieber Luther

Montag, 1. Juni 2015

Ausgetreten!

Es ist getan! Ich war gerade bei unserem örtlichen Standesamt und bin aus der evangelisch-lutherischen Kirche ausgetreten. Es hat nochmals ¼ Jahr gedauert, aber wenn ich dann entschlossen bin, fackele ich nicht mehr lange, sondern mache Nägel mit Köpfen. Es hat mich viel Geduld gekostet, über 1 Stunde (!) Wartezeit, aber meine Entschlossenheit war größer als meine Ungeduld.
Als ich gestern meinem weisen Bruder von meiner Absicht erzählte, hatte er Verständnis. Wirklich überrascht hat ihn das nicht. Er ist ein Fan meiner Lutherbriefe und darin hat es sich schon lange abgezeichnet. Er könnte das auch, hat er gemeint. Wenn er nicht schon ein so hohes Alter hätte und ja, wenn er nicht doch gewisse Einschränkungen seines Standes akzeptieren müsste. Er hat nicht einen Versuch gemacht, mich zum Bleiben zu bewegen.
Ich bin gespannt, was das aus dir macht, hat er gesagt. Es ist, ja es ist ein neuer Lebensabschnitt, der beginnt, ein so ganz anderes Leben, als das, woher du kommst… Du hast dich verändert in den letzten Jahren … Ja, habe ich gesagt, ich brauche keine Kirche mehr, kein Kloster, keine Meditationsmatte. Ich lasse das alles zurück, ohne jegliches Bedauern.
Und wie siehst du dein voriges Leben? Es war notwendig, alle Gipfel und Täler, jede Aussicht, jeder Schritt, aber: Es kommt mir nun ein bisschen vor wie Kindergarten. Ich bin irgendwie etwas euphorisch und weiß nicht wirklich wieso.
Und deine Gregorianik-Workshops? Ja, habe ich geantwortet, da denke ich noch nach, da muss ich schauen, wie es klingt (ganz abgesehen davon, dass ich ein von zwei Organisatoren bin. Wenn ich weggehe, gefährde ich die Workshops.) Es ist nicht wirklich eine Not, das jetzt zu entscheiden. Und wenn es nicht mehr stimmt für mich, bin ich eh nicht aufzuhalten.
Hast du deinen Kirchenschlüssel schon abgegeben? Nein, aber auch das werde ich mit dem Kirchenaustritt erledigen. Keine faulen Kompromisse mehr. Keine Umkehr, alle Türen zu.
Und so ist nun eingetreten, was ich schon im Dezember 2012 geahnt habe:
Wenn du alles getan hast,
was man von dir erwartet hat;
Wenn du sehr viel mehr getan hast,
als man je von dir hätte fordern können,
dann lege den Schlüssel
unter die Matte,
und geh!
Schau nicht zurück.
Geh in Frieden,
lasse los.
Verscheuche allen Groll
aus deinem Herzen.
Erwarte keine Dankeshymnen.
Von niemanden.
Und vergiss nicht:
EINER weiss Bescheid!
(Franz von Sales)
Ich habe meinen Kirchenschlüssel nicht unter die Matte gelegt, sondern in den Briefkasten.
Und so sieht das dann aus:


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