Lieber Luther,
ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, dir zu schreiben, so viel bewegt mich. Ich habe ein neues Projekt angefangen. Ich will in einem Jahr die ganze Bibel lesen, nach einem festen Leseplan. Die Bibel soll mein geistlicher Begleiter auf der Reise durch das Jahr werden. Alle anderen geistlichen Begleiter sind mir irgendwie abhanden gekommen. So nehme ich den, der treu zu mir steht.
Ich kann dir nicht beschreiben, was das für ein Erlebnis ist. Du kennst das sicher. Wenn ich mein tägliches Bibelstudium beendet habe, bin ich so angefüllt, elektrisiert, aufgewühlt, dass ich kaum in den Schlaf finde. Am Liebsten würde ich alles in mich einsaugen, an meine inneren Wände kleben, so dass ich auch nicht ein Wort vergesse. Es wird nicht ausbleiben, dass ich dir von der ein oder anderen Entdeckung schreiben werde. Natürlich heißt das auch, dass ich auf anderes verzichten muss, meine Zeit umschichten muss. Wovon ich dir heute schreiben wollte, muss nochmals zurückstehen, da mich mein Dauerthema drängt, das Abendmahl, das für mich sehr wichtig ist. Notgedrungen muss ich eine Antwort für mich finden. Ich berichte dir das, auch wenn ich dein Stirnrunzeln schon vor Augen habe.
Du weißt, dass ich des Öfteren mal im Hader bin mit Kirche und ihren Vertretern. Es ist fast ein Jahr her, dass ich die Frage in den Raum gestellt habe, ob es zur Feier des Abendmahls organisierte Kirche braucht. Seither denke ich darüber nach.
Ich habe heute eine Antwort für mich gefunden. Nein, zwingend notwendig ist organisierte Kirche nicht, auch kein Pfarrer. Abendmahl ist zuallererst eine Angelegenheit zwischen mir und Jesus, zwischen mir und dem Heiligen Geist. Es ist ein transzendentes Geschehen, unabhängig vom Ort, nicht an kirchliche Personen gebunden, die den Segen der Kirche als Institution haben. Abendmahl kann dort stattfinden, wo der Heilige Geist, Jesus, anwesend ist. Umgekehrt muss er nicht bei jedem kirchlich gefeierten Abendmahl anwesend sein, er kann sich von dort auch abwenden, weggehen von Orten, an denen er einmal war, an denen nur noch Dürre und Scheinheiligkeit herrscht, da hilft aller Ritus nichts. Er kann einen auch bei der Hand nehmen und wegführen von solchen Orten. Zurück bleiben leere Kirchen. Dann ist Brot und Wein nichts als Brot und Wein. Form kann leer sein, auch wenn noch so viele Worte gemacht werden. Leere Worte, wenn Gottes Kraft dahinter fehlt.
Abendmahl kann man auch ohne Form feiern, Jesus jederzeit zu sich einladen. Er kommt, stellt sich mit dir in den Kreis, teilt mit dir Brot und Wein, segnet dich mit den Worten, die er für diesen feierlichen Augenblick vorgesehen hat, teilt mir dir sich selbst, seinen Leib und seinen Lebenssaft.
Nimm hin und iss,
das ist mein Leib,
dass er dich stärke,
dir Kraft verleihe von innen heraus,
lebensspendende Kraft.
das ist mein Leib,
dass er dich stärke,
dir Kraft verleihe von innen heraus,
lebensspendende Kraft.
Nimm hin und trinke,
auf unseren neuen Bund,
mit dem Saft, der aus meinem Weinberg kommt,
dass mein Wort in dich einfließe,
lebensspendender Geist.
auf unseren neuen Bund,
mit dem Saft, der aus meinem Weinberg kommt,
dass mein Wort in dich einfließe,
lebensspendender Geist.
Langsam vergrößert sich der Abendmahlskreis. Es gesellen sich diejenigen hinzu, für die ich bete, denen meine Fürbitte gilt. Welch ein Glück, mit ihnen hier zu stehen. Welch ein Glück, dieser Augenblick, auch für sie. Unsichtbar kommen mehr und mehr Menschen dazu, ein großer Kreis von Menschen, deren Gesicht ich nicht kenne. Wir reichen uns die Hände. Friede sei mit euch, sagt Jesus.
Friede sei mit dir.
Herzliche Grüße
Deborrah
Deborrah
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