Lieber Luther

Lieber Luther

Freitag, 15. Februar 2013

Fastenzeit der Seele


Lieber Luther,
die Fastenzeit hat begonnen. Das scheint die Phantasie der Menschen in Gang gesetzt zu haben. Fastenvorhaben konzentrieren sich auf Süßigkeiten, Alkohol, Fernsehen, Internet, Smartphone, Müll, Auto, usw.
Lauter Konsumartikel. Willentlicher Verzicht auf Verzichtbares. Ist das mit vorösterlichem Fasten gemeint?
Die Antwort finden wir in Matth.4, 1 ff.: Jesus wird vom Geist in die Wüste geführt. Er hat eine Bewährungsprobe zu bestehen. 40 Tage und 40 Nächte fastet er. Nun "hungert ihn".
Daraufhin wird Jesus dreimal versucht:
Der erste Angriff gilt dem Ego: Wenn du Gottes Sohn bist, dann kannst du auch Steine zu Brot machen, auf dass es deinen Hunger stille. Jesus hat aber auf etwas ganz anderes Hunger: Auf das Wort Gottes, durch das der Mensch erst wirklich lebt.
Der zweite Angriff gilt dem Glauben in das Wort: Du kannst dich getrost in die Tiefe stürzen, denn es steht ja geschrieben, Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich auf Händen tragen werden (Psalm 91, 12). Jesus kontert: Es steht auch geschrieben, du sollt Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.
Der dritte Angriff gilt der Habgier und Käuflichkeit: Ich gebe dir allen Reichtum und weltliche Macht, wenn du vor mir in die Knie gehst und mich anbetest. Jesus bleibt standhaft: Es steht geschrieben, du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten und ihm dienen.
Dreimal ist Jesus der Versuchung ausgesetzt und dreimal beruft er sich auf Gottes Wort. Das ist es wonach Jesus hungert.
Wieso konnte er widerstehen? Jesus ist bereits von Johannes getauft, er hat aber seine Lehrtätigkeit noch nicht aufgenommen. Er ist sozusagen noch ein nicht herausragender Mensch. Dann schickt ihn der Geist, der in der Taufe auf ihn gekommen ist, in die Wüste, um ihm seine geistig seelische Rüstung anzulegen.
40 Tage dauert es, bis Jesus den verzichtbaren menschlichen Ballast über Bord geworfen hat, bis er seine Seele geklärt hat und nun für die göttliche Mission bereit ist. Jetzt hungert er danach, für Gottes Wort einzustehen und es zu verbreiten. Er ist zum erwachsenen, nicht mehr anfechtbaren Gottessohn geworden, zum Messias.
Das ist mit vorösterlichem Fasten gemeint. Die Reinigung unserer Seele von menschlich oberflächlichen Anfechtungen: vom Ego, von falschen Göttern, von Konsum, Habgier und Machtstreben. Das ist eine ganz andere Ebene als das oberflächliche Fasten, das wir betreiben. Das wiegt nur das Gewissen in den Schlaf, bringt unsere Seele aber nicht einen Schritt weiter. Mensch, da bist du wieder mal auf der ganz falschen Spur.
Bei Johannes wird am Anfang von Jesu Wirken mit der Erzählung von der Hochzeit von Kanaan bereits der Bogen zu seinem Ende geknüpft. Ähnlich ist das hier bei Matthäus, auch vor Beginn seines Wirkens: Dreimal wird Jesus versucht, drei Mal widersteht er, unverbrüchlich im Wort Gottes verankert. Dreimal ist Petrus gefragt worden, ob er Jesus kenne, dreimal hat er verneint. Dreimal hat er Jesus verleugnet, dreimal hat er nicht darauf gehört, was geschrieben steht.
Petrus konnte dem Versucher nicht widerstehen, wir können ihm nicht widerstehen, was immer wir uns als Fastenübung ausdenken. Wir werden immer scheitern. Das ist der Unterschied zwischen dem Menschensohn und den Söhnen und Töchtern der Menschen. Fasten wie Jesus bleibt bei uns immer nur ein annähernder Versuch.
Trotzdem, lieber Luther, lassen wir uns davon nicht entmutigen. Wir tun, was uns gegeben ist. Ich gehe mal davon aus, dass Du es auch mit dem innerlichen Fasten versuchst und nicht mit dem oberflächlichen. Der Verzicht auf das ein oder andere Fastenbier würde allerdings auch Deiner Linie nicht schaden.
Herzliche Grüße
Deborrah

Sonntag, 10. Februar 2013

Rosinenpicken


Lieber Luther
Beim heutigen Evangelium (Mark 8, 31-38) stutzt man.
Jesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Cäsarea Philippi. Er ist neugierig, was man so über ihn redet und so fragt er seine Jünger: Sie sagen, du seist Johannes der Täufer oder Elia oder ein Prophet.
Und was denkt ihr? Petrus ist mutig und sagt: Du bist Christus!
Und was macht Jesus. Er "bedroht" sie, dass sie niemand etwas sagen sollen.
Er erklärt ihnen, dass der Menschensohn viel werde leiden müssen, dass er verurteilt und getötet werden wird, aber nach drei Tagen auferstehen werde.
Wiederum Petrus wagt Widerworte. Jesus wendet sich um, sieht seine Jünger an und j"bedroht" Petrus: "Gehe hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist."
Und weiter: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangelium willen, der wird es behalten.
Da hat Jesus aber starke Geschütze gegen Petrus aufgefahren. Zuerst bedroht er seine Jünger, dann herrscht er Petrus an. Letzteren nennt er sogar "Satan". Welch ein Affront gegen Petrus, seinen späteren Fels.
Es ist nicht das erste und einzige Mal, dass Jesus auffahrend ist. Seiner Mutter gegenüber, aber auch anderen, insbesondere den Pharisäern gegenüber. Als sie mit Argusaugen verfolgen, ob er etwa am Sabbat heile, sah er sie an mit "Zorn" (Mark 3, 5). Ein anderes Beispiel ist die Demütigung der Frau am Jakobsbrunnen. Es ließen sich noch viele andere Beispiele aufzählen.
Nein, so wollen wir unseren Jesus gar nicht. Darüber schweigt man gerne hinweg. Das passt nicht in das Bild des Guten und Sanftmütigen.
Machen wir es da nicht wie Petrus: Rosinenpicken?
Wieso fährt Jesus Petrus so an? Weil er nur die Wunder und das Wunderbare sehen will, nicht aber das Kreuz, nicht aber das Leid, bis hin zur Bereitschaft, sein Leben zu geben, um Jesus und des Evangeliums willen. Dieser unbequemen Wahrheit will sich Petrus nicht stellen.
Jesus rührt an ein Tabuthema. Den Tod hat man schon damals lieber totgeschwiegen. Ja, Jesus ist der Christus. Was von ihm bei den Propheten geschrieben steht, müsste auch Petrus wissen. Er müsste wissen, wie das endet. Davor verschließt er aber die Augen. Er will lieber am Leben festhalten. Als der Hahn das dritte Mal gekräht hat, ist dies offensichtlich.
"Menschlich" nennt Jesus das und er hat recht damit. Der Mensch hält gern das Leben fest. Die schwere Seite der Medaille, die das Christsein immer einschließt, ignoriert er gern. Gottes Liebe nimmt man gern, nicht aber Jesu Leiden und das Kreuz. Deshalb hat Petrus Jesus Zorn getroffen.
So ist es auch mit Jesus. Man will ihn nur als den Sanftmütigen, den Guten, den Geduldigen, den Liebenden. Der Zornige, der Aufbrausende, der Demütigende, der Rechthaberische, der gegenüber den Pharisäern Unerbittliche, den wollen wir nicht sehen. Das sind wir selbst. Von einer Lichtgestalt wie Jesus wollen wir das nicht sehen. Da wollen wir nur das, was wir denken, es sei die Zuckerseite.
Wieso eigentlich nicht? Er ist der Menschensohn, Mensch. Andersherum hat Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen und Gott ist im Alten Testament oft zornig, sehr sogar. Wieso wollen wir den Zorn als etwas nicht Göttliches ausschließen? Antwort: Passt nicht in unser Zuckerhasen-Bild.
Jesus ist durch das Leid des Kreuzes gegangen, durch den Spott, die Geißelung, das Verlassenwerden von seinen Jüngern. Er ist durch die Demütigung, den körperlichen Schmerz, den seelischen Abgrund gegangen. Er hat den Menschen in all seinen unmenschlichen Zügen selbst durchlitten. Er war Mensch. Er wurde menschlich geboren und ist menschlich gestorben. Deshalb durfte er auch zornig, aufbrausend und menschlich (nicht göttlich) ungerecht sein. Es war seine Bestimmung, Mensch in seiner ganzen Bandbreite zu sein. Das war der göttliche Wille. Ansonsten wäre er unglaubwürdig, seine Mission gescheitert.
Ist das enttäuschend? Keinesfalls, ganz im Gegenteil. Es bringt ihn uns näher, macht es uns leichter ihm nachzufolgen. Er zeigt, dass Mensch Mensch sein darf, mit all seinen Schwächen. Er hatte sie auch.
Indem wir Jesus sein lassen, was er war ? menschlicher Gottessohn ? bringen wir ihn uns näher als wenn wir ihn auf einen Sockel heben und ihn damit von uns wegheben. Nein, ich glaube, das hätte er nicht gewollt. Ich glaube, das ist nicht Gottes Wille. Er wollte uns eindrücklich einen vor Augen bringen, der unseresgleichen ist, einer der es uns ermöglicht, mit ihm zu ziehen, mit ihm Schritt zu halten, mit ihm zu gehen, ein Menschensohn eben, ein göttliches Ebenbild in Menschengestalt wie wir. Und er wollte uns sagen: So wie dieser Sohn durch das Kreuz gegangen ist, so müsst auch ihr durch das Kreuz gehen. Tut es ihm nach.
Jesus hält das seinen Jüngern unerbittlich unter die Nase, ob sie es hören wollen oder nicht. Seht, das ist es, was meine Nachfolge ausmacht, das Kreuz.
Und: Das gilt bis auf den heutigen Tag. Rosinenpicken ist eben nicht.
Ich gebe zu, lieber Luther, ich wage mich da wieder einmal weit vor. Ich hatte nicht die Zeit, deine Werke zu durchstöbern, um zu sehen, ob du dich um das Thema auch herumgedrückt hast. Wenn ja, gebe ich Dir hiermit eine Steilvorlage, die du gerne kontern kannst. Ich bin, wie immer, sehr disputierfreudig.
Herzliche Grüße
Deborrah

Samstag, 9. Februar 2013

Dolchstoß Legende


Dolchstoß – Legende,
hört sich bedrohlich an,
fühlt sich nicht gut an.
Man glaubt sich in seinem Rücken sicher,
und unvermutet kommt einer,
den man eigentlich zu seinen Freunden zählte, und
rammt einem einen Dolch in den Rücken.
Der Dolch trifft dich ins Herz,
die Eingeweide quellen heraus und
du verblutest,
stirbst unter schweren Schmerzen
bei vollem Bewusstsein.
Legende – weil es deine subjektive Sicht ist.
Der, der den Dolch führt, sieht es vielleicht anders.
Das spielt aber keine Rolle,
weil du es bist, der am Ende tot ist.


Dienstag, 5. Februar 2013

Liebeserklärung


Lieber Luther,
gestern habe ich eine Lanze für die Bibel gebrochen, heute will ich eine für Dich brechen. Auch das ist mir ein Anliegen, das aus dem Herzen kommt. Der ein oder andere glaubt doch tatsächlich, du verstehst nichts von der Bibel.
Zunächst: Du hast meine höchste Hochachtung: dein Pensum, dein Rückgrat, dein Einstehen für die Bibel und das Wort, egal um welchen persönlichen Preis, ist absolut bewundernswert. Du kennst Glauben und Bibel wie wenige in den eineinhalbtausend Jahren der Neuzeit. Du predigst oft täglich 3-4 mal. Du kennst die Bibel fast auswendig.
Du bist ein Genie, was die Übersetzung von schwierigen biblischen Zusammenhängen in eine Sprache anbelangt, die auch ungebildete Menschen verstehen. Du bringst die Dinge klar und deutlich auf den Punkt. Was zu schwierig ist, lässt du in deinen Alltags-Predigten klug weg, um die Menschen nicht zu überfordern.
In deinen Traktaten und Streitschriften gehst du keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Du bist in deiner stringenten und geradlinigen Argumentation nur sehr schwer zu widerlegen. Deine katholischen Häscher haben mit Dir eine schwere Nuss zu knacken. Argumentativ bist du ihnen klar überlegen. Du bist nicht nur ein begnadeter charismatischer Prediger, du bist auch ein angesehener, genial argumentierender Wissenschaftler.
Auch die Gebildeten kommen von sehr weit angereist, um eine Lutherpredigt zu hören. Du bist in deinem Ansatz und in der direkten Ansprache von Jedermann völlig innovativ. Du willst, dass Gottes Wort von jedem verstanden und gelebt wird. Klingt einfach, ist aber ein riesiger Anspruch. Um den zu erreichen, scheust Du keinen Einsatz.
Deine Furchtlosigkeit, mit der du gegen soviel Verfolgung kämpfst, lässt sich nur mit Deinem unerschütterlichen Glauben erklären. Dein Mut, radikal mit katholischen Traditionen zu brechen, wie etwa das Aufgeben des Zöllibats, ist zu bewundern. Wo haben wir heute einen, der Vergleichbares leistet, der so mutig Farbe bekennt.
Wenn wir heute auch nur einen Luther hätten, der die Massen so bewegt wie Du, wären die Kirchen nicht so leer.
Ich lese jedes Wochenende einer Deiner Predigten mit Gewinn.
Ja ich liebe meinen Luther.
In diesem Sinne,
herzliche Grüße
Deborrah

Bibel - Eine Streitschrift


Lieber Luther,
ich glaube, ich muss mal eine Lanze für die Bibel brechen. Es drängt in mir mit aller Macht. Ich weiß, bei Dir ist das Eulen nach Athen tragen, aber dennoch muss es heraus, ich habe in letzter Zeit so vieles gehört, gegen das mein Widerstand sich regt.
Kann man an den christlichen Gott glauben und die Inhalte der Bibel pauschal ablehnen? Manche meinen das. Kommt es auf das einzelne Wort an, wenn man Bibel liest und versteht? Oder auf die Summe der Wortzusammenhänge, wobei dem einzelnen Wort und seiner Übersetzung in der Masse eher eine untergeordnete Bedeutung zukommt? Kommt es nicht auf die immer gleiche Botschaft an, die in vielen Varianten und Bildern immer wieder aus anderen Blickwinkeln und Erfahrungszusammenhängen erzählt wird?
Der ein oder andere denkt, Bibel muss falsch sein, da mehrfach übersetzt, da können nur Verdrehungen dabei herauskommen. Oder, eine andere Variante, es wird unterstellt, der Prediger, auch du, verstehest die Bibel gar nicht. Was indirekt unterstellt, der Untersteller verstehe sie, er habe ja den Durchblick. Was für grandiose Missverständnisse!
Kommt es nicht vielmehr darauf an, mit welcher Brille ich die Bibel lese? Meiner eigenen oder einer fremden? Kommt es nicht darauf an, seine eigene Brille zu putzen, damit man selbst lesen kann und nicht darauf angewiesen ist, was andere einem vorlesen? Kann ich das nicht nur, wenn ich mich auseinandersetze und lerne zu lesen, ganz langsam zu Anfang, wie ein ABC Schütze? Mit wegsehen lernt man das Lesen nicht. Auch auf anderen Misthaufen als dem eigenen zu kehren, hilft einem persönlich nicht wirklich weiter, sofern es nicht nur um schnöde Profilierung geht, um Ablenkungsmanöver von eigenen Misthaufen.
Ich glaube. Glaube an was? Glaube ohne Bibel? Glaube an einen abstrakten leeren Gott ohne Inhalt? Einen Gott, der aus mir heraus entsteht, dem ich Inhalt gebe? Ich als selbsternannter Gottgebärer, Gott als Verstandesgeburt? Mensch, wie überschätzt du dich.
Am Anfang war das Wort. Am Anfang ist das Wort. Alles wird durch das Wort. Wie wird das Wort transportiert? Wie wird der Satz? Aus was ergibt sich der Wort- und Satzsinn?
Bibel ist mehrfach übersetzt worden. Spricht das gegen die Bibel und deren Inhalt? Ist es entscheidend, ob der eine im Detail so oder so übersetzt? Im Großen ist das völlig unerheblich. Die Botschaft als Ganzes ist davon absolut nicht berührt.
Es geht um ein Begreifen des Inhalts und sonst um nichts. Wohl mag da ein Unterschied sein, ob etwas z.B. aktiv oder passiv übersetzt wird, aber das ist die Herausforderung an mich: Wo liegt der Sinn für mich? Darum geht es bei der Bibel. Den Inhalt, das Wort auf mich wirken lassen ohne am Wort zu kleben. Tage kann man so mit einem Satz verbringen und laufend entdeckt man neue Seiten an diesem Satz. Ich kann mich wochenlang mit einem Satz beschäftigen und mühelos viele Seiten über diesen Satz füllen. Wie wirkt das Wort auf mich? Wie verändert sich das jeden Tag? Was bewirkt diese Veränderung? Welchen Einfluss haben t meine täglichen Lebensumständen? Was heißt das für den Sinn im Augenblick? Das Wort lebt mit mir und entwickelt sich in mir mit jedem Tag. Das Wort auf mich wirken, in mich einfließen, in mir arbeiten lassen.Nichts anderes zählt.
Ich glaube man muss sich von der falschen Vorstellung lösen, Bibel hätte einen allgemein gültigen festen Inhalt, der von allen Menschen über Tausende von Jahren gleich gesehen werden müsse. Gehe in ein Theaterstück und frage anschließend im Publikum, was für ein Stück gegeben wurde. Es gibt so viele Antworten wie man Personen fragt. Frage in 100 Jahren wieder und die Antworten werden ganz anders sein. Macht die Anzahl der unterschiedlichen Antworten das Theaterstück an sich richtig oder falsch? Objektive Richtigkeit gibt es noch nicht einmal in der Mathematik. Es ist keine Kategorie, die zu einer einzig richtigen Antwort führt, sie begrenzt nur im Kopf.
Bibel erzählt von Menschen und ihren Erfahrungen mit Gott, vom Leben mit dem Menschensohn. Sie beinhaltet Erfahrungswissen über Tausende von Jahren von Menschen, die sich Gott verschrieben haben, sich mit ihm auseinandergesetzt haben und in der Regel auch eine besondere Nähe zu ihm hatten. Ein unvergleichlicher Erfahrungsschatz. Erfahrung ist und bleibt Erfahrung, menschliches Erfahren, das aufgeschrieben ist, vor dem Hintergrund und im Wortverständnis des Schreibers.
Jedes Buch der Bibel lässt einen das jeweilige Erleben erfahren. Das tiefe Sehen Jesajas, das Leiden Jeremias, die wunderschöne Poesie Hiobs trotz aller Hiobsbotschaften. Jedes Buch eröffnet ein anderes Erfahrenstor.
Je nach meiner eigenen Verfassung lese ich mal lieber das eine Buch oder das andere. Das macht den Reichtum der Bibel. Viele Menschen vor mir hatten schon ähnliche Erfahrungen, ich kann mich bei ihnen zu Hause fühlen, verstanden. Die Fülle und der Reichtum ist so groß, dass ich immer etwas finde, was gerade für mich passt.
Den Denkanstoß, die Inspiration, die man daraus erhält, im für sich begreifenden Verstehen, führt ansatzlos in die direkte Auseinandersetzung mit Gott. So entsteht ein für mich ungemein fruchtbarer Dialog, in dem ich immer weiter hinein in das Verstehen geleitet werde.
Bibel ist etwas höchst Subjektives und zugleich zutiefst Persönliches, es bewegt mich im Inneren und Äußeren. Was ein Text und sein Zusammenhang mit mir macht, kann keineswegs verallgemeinert werden. Ich lese ihn vor meinem Lebens- und Erfahrungskontext. Ich übersetze ihn für mich. Ich erkenne meine Wahrheiten in dem Text. Er schafft einen Draht zwischen mir und Gott.
Bibel lebt. Mit den Menschen, von denen sie erzählt, mit mir, jeden Tag. Indem ich lese, ersteht das göttliche Wort in meinem Verstehen.
Ich weiß wohl, nicht jeder mag das so sehen. So öffne ich den Kommentar, lieber Luther, für eine hoffentlich fruchtbare Auseinandersetzung. Ich bin gespannt, was Dir dazu einfällt.
Herzliche Grüße
Deborrah